Rechtsextreme Einstellungen sind in den ostdeutschen Bundesländern weit verbreitet, seit dem Beginn der 2000er Jahre aber nicht gestiegen. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Studie eines Leipziger Instituts. Besonders die Zustimmung zu ausländerfeindlichen Aussagen ist den Forschern zufolge sehr hoch. Weniger als die Hälfte der Bevölkerung in den ostdeutschen Bundesländern lehnt ausländerfeindliche Aussagen klar ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Leipziger Else-Frenkel-Brunswik-Instituts, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Für die repräsentative Untersuchung wurden im vergangenen Jahr 3546 Menschen in den ostdeutschen Flächenländern und Ostberlin befragt. Den Forschern zufolge ist die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen in Ostdeutschland hoch, insgesamt seit dem Beginn der 2000er Jahre aber nicht angestiegen. (...) Etwa 41 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, Ausländer kämen nur nach Deutschland, um den Sozialstaat auszunutzen. Weitere 28 Prozent lehnten diese Aussage zumindest nicht ab. Fast 37 Prozent stimmten außerdem der Aussage zu, Die Bundesrepublik sei „durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet“. Weitere 25 Prozent konnten sich nicht zu einer Ablehnung dieser Aussage durchringen. Besonders hoch ausgeprägt sei die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, erklärten die Forscher. In den drei Bundesländern seien „alle Dimensionen der von uns erfassten rechtsextremen Einstellungen in einem bedrohlichen Maße anzutreffen“, heißt es in der Studie. Sachsen-Anhalt rage dabei besonders heraus. „Es besteht eine grundsätzliche demokratische Orientierung in Ostdeutschland, aber auch eine Sehnsucht nach Autorität“, erklärte der Psychologe und Leiter des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts, Oliver Decker. Je größer gesellschaftliche Krisen seien, desto größer werde auch das Verlangen nach einer Autorität. Ein Großteil der Menschen in Ostdeutschland sei mit der Demokratie als Idee zwar zufrieden, allerdings mit ihnen zur Verfügung stehenden demokratischen Wirkmöglichkeiten komplett unzufrieden. Darin spiegele sich auch die Unzufriedenheit mit dem Verlauf der Deutschen Einheit wider: Ein Viertel sehe sich als Verlierer der Einheit, nicht einmal die Hälfte wolle sich als Gewinner bezeichnen.
via rnd: Studie: Weniger als die Hälfte der Ostdeutschen lehnt ausländerfeindliche Aussagen klar ab
siehe Studie: EFBI Policy Paper 2023-2: Autoritäre Dynamiken und die Unzufriedenheit mit der Demokratie. Die deutliche Mehrheit der Ostdeutschen kann sich mit der Demokratie als Idee identifizieren, allerdings ist weniger als die Hälfte zufrieden mit ihrem Alltagserleben in der Demokratie. Das ergab eine repräsentative Befragung des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts der Universität Leipzig von 3.546 Menschen aus den ostdeutschen Bundesländern. Die große Mehrheit der Befragten gab an, sich ohne politischen Einfluss zu fühlen. Die Identifikation als Ostdeutsche ist hoch, die Bilanz der Wende durchwachsen: „Ein Viertel fühlt sich als Verlierer der Wende, nicht mal die Hälfte möchte sich als Gewinner bezeichnen. Rückblickend ist die Zufriedenheit unter den Befragten mit ihrem Leben in der DDR hoch“, fasste Decker ein zentrales Ergebnis der repräsentativen Befragung zusammen. (...) Die Studie ergab außerdem eine hohe Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen in den ostdeutschen Bundesländern. Chauvinistische und ausländerfeindliche Aussagen würden nur von einer Minderheit der Befragten abgelehnt, betonten die Projektleiter. Elemente der Neo-NS-Ideologie würden zwar nicht im selben Maße offen geäußert, antisemitische und sozialdarwinistische Statements finden aber ebenfalls Zustimmung – ein Drittel der Bevölkerung stimmt ihnen vollständig oder teilweise zu. Ausgeprägt sei die Zustimmung in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. „Hier ist damit das Potential für extrem-rechte und neonazistische Parteien, Wähler zu finden, besonders hoch. Jeder zweite wünscht sich eine ‘starke Partei‘, die die ‚Volksgemeinschaft‘ insgesamt verkörpert. Statt pluralistischer Interessensvielfalt wird eine völkische Gemeinschaft gewünscht“