Lipstadt, Deborah E.: Leugnen des Holocaust

Rechtsextremismus mit Methode

Mit dem 1996 im Rowohlt-Verlag erschienenen Buch: Leugnen des Holocaust. Rechtsextremismus mit Methode von Deborah E. Lipstadt liegt eine vernünftige Informationsquelle und Einstiegsmöglichkeit für die Auseinandersetzung mit Holocaust-Leugnenden und “Revisionist*innen” wie auch mit Informationen über die Entwicklung der Tendenzen, nationalsozialistische Gewaltverbrechen und den Völkermord zu relativieren und zu negieren, vor.

Größtenteils aus amerikanischer Sicht geschrieben und daher insbesondere auch auf die dortigen Leugner eingehend, bietet das Buch einen Überblick über die Entwicklung des selbsternannten “Revisionismus” sowie seiner Phasen und den Argumentationsmustern, die sich seit Jahrzehnten gleichen. Und es wird aufgezeigt, daß die jeweiligen Protagonisten eingebunden sind in ein “Netz der Irrationalität” – und ihre Methoden gepägt sind von Unwissenschaftlichkeit. Nahezu alle im Buch auftauchenden Personen und Institutionen dieses Spektrums sind im Internet vertreten. Dieses Buch klärt über sie auf, egal, ob es sich um Bradley Smith, den angeblichen “Ingenieur” Fred Leuchter oder das Institute for Historical Review handelt.

Im Kapitel: “Die Wacht am Rhein” fallen Namen wie Hellumt Diwald, Ernst Nolte, es wird geschrieben über den Historikerstreit und die Kranzniederlegung auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg. Es folgen Ausführungen, in denen mehrheitlich wieder jene Historiker auftauchen, die schon beim Historikerstreit gegen die Singularität des Nationalsozialismus eintraten: Hillgruber, Stürmer, Nolte – und die Ausarbeitung, dass die Relativierung nationalsozialistischer Verbrechen dem Leugnen derselben zuspielt.

Ein empfehlenswertes Buch, dessen Inhalt erschreckend ist – wer gegen die Irrationalität und die Lügengebäude der Negationist*innen und “Revisionist*innen” agieren will, dem/der sei dieses Buch angeraten! Unter anderem ein respektabler Anmerkungsteil sowie ein Register machen dieses kleine Buch zu einem sinnvollen Arbeitsbuch, das – um es mit Michael Brumlik zu sagen – “in die Hände aller, die sich – in der Schule oder außerhalb – mit Jugendlichen über deutsche Geschichte auseinandersetzen”, gehört.

Lipstadt, Deborah: Leugnen des Holocaust. Rechtsextremismus mit Methode; Reinbek (rororo Sachbuch) 1996; 414 Seiten; 

Inhaltsverzeichnis

  • Das rechtskonservative Projekt. Zur Einführung
  • Holocaust-Leugnung und die begrenzte Kraft der Vernunft
  • Die Vorläufer: Geschichte, Verschwörung und Phantasie
  • Anfänge der Holocaust-Leugnung
  • Die ersten Regungen der Holocaust-Leugner in Amerika
  • Austin J. App: Ein Universum amoralischer Äquivalenzen
  • Holocaust-Leugnung: Rechtsextremismus mit Methode
  • Vorstoß in die Normalität: Der Fall Arthur R. Butz
  • Geschichtsumwandlungen: Das Institute for Historical Review
  • Die Gaskammer-Kontroverse
  • Auseinandersetzungen auf dem Campus
  • Die Wacht am Rhein
  • Anhang: Verkehrte Welten – Zyklon B, die Gaskammern und die Tagebücher der Anne Frank
  • Register