Ein Künstlerhaus in Treptow wollte ein Werbeevent einer ukrainischen Sturmbrigade ausrichten – mit direkten Bezügen zur faschistischen Asow-Bewegung. Eine Veranstaltung am Donnerstag in Treptow verspricht Besonderes: „Informelle Kommunikation mit Kriegern, die den Feind an den heißesten Fronten vernichtet haben.“ Erwartet werden Kämpfer der 3. Separaten Sturmbrigade des ukrainischen Militärs, die Einblick in ihre „intensiven Kämpfe“ in Bachmut oder der Region Charkiw geben. Das Treffen ist Teil einer Europatournee, mit der die Freiwilligenrigade um Unterstützung wirbt. Man könne sich ihren „Reihen anschließen“, aber diese auch mittels „lokaler Initiativen“ unterstützen. Für das Event im ukrainischen Künstlerzentrum „Hotel Continental – Art Space in Exile“ in der Elsenstraße kann man online Tickets für 20 Euro erwerben. Bis zu 180 Gäste finden im Saal Platz. Die ersten zwei Tourstopps fanden in Polen statt, Brüssel, Köln und Prag sollen folgen. Dagegen wurde die für Freitag geplante Veranstaltung in Hamburg vom Verein „Freie Ukraine“ abgesagt. „Nach näherer Prüfung der Einzelheiten“ habe sich der Vorstand dazu entschieden, schreibt das Hamburger Abendblatt. Zuvor hatten zwei ehemalige Linken-Abgeordnete der Hamburger Bürgerschaft ein Verbot gefordert. Der Vorwurf: Es handele sich um „Faschist:innen“, die den Nationalsozialismus verherrlichten. Die Brigade wurde Anfang 2023 durch den Zusammenschluss verschiedener Kampfeinheiten des Bataillons Asow geformt. Dieses war 2014 als Sammelbecken von Rechtsextremen gegründet worden, um gegen Russland und vermutete Kollaborateure im Osten der Ukraine zu kämpfen. Dabei verwendete man offen faschistische Symbolik, vernetzte sich mit Neonazis europaweit und beging wiederholt Menschenrechtsverletzungen. 2022 hielt das damalige Regiment Asow über Monate russischen Angriffen auf Mariupol stand, was sein Ansehen steigerte. Erst im Juni hob die USA ein Waffenembargo für die 12. Spezialbrigade Asow auf, die unabhängig von der Sturmbrigade existiert. Asow-Gründer jetzt Kommandant Derweil steht der einstige Asow-Gründer, Andrij Bilezkyj, später Vorsitzender der rechtsextremen Partei Nationales Korps, der Sturmbrigade als Kommandant vor. Laut dessen Aussage auf der Webseite der etwa 2.500 Mann starken Brigade habe diese die gleichen Grundsätze wie die Asow-Bewegung: „Ukraine-Zentriertheit, Traditionalismus, Hierarchie und Verantwortung“. Im Netz vermarktet man sich aufwändig. Allein 300.000 Menschen folgen dem Telegram-Kanal. Soldaten der Brigade, die 2023 in Frankreich ausgebildet wurden, zeigten nach Recherchen des französischen Nachrichtenportals Mediapart Neonazisymbole, auf ihren Social-Media-Profilen auch Hitlerbilder und Embleme von SS-Divisionen. Auch Untereinheiten der Brigade verwenden solche Symboliken: Ein Soldat der Brigade hatte zuletzt mit einem T-Shirt mit Hitler-Zitat im Konzentrationslager Auschwitz für Aufsehen gesorgt.
via taz: Ukrainische Asow-Bewegung in Berlin :Werbefeldzug mit Haken
siehe auch: Asow-Brigade in Berlin-Treptow: Ukraine-Militärs sagen Werbetermin ab Im Berliner Osten wollte eine ukrainische Brigade mit faschistischen Bezügen für den Widerstand gegen Russland werben. Was sind die Gründe für die Terminabsage? Die Werbeveranstaltung der 3. Sturmbrigade des ukrainischen Asow-Regiments wurde von den Veranstaltern kurzfristig abgesagt. Das teilte die Brigade auf ihrem Telegram-Kanal mit. Eine Sprecherin der Berliner Polizei bestätigte auf Anfrage der Berliner Zeitung die Terminabsage im Berliner Osten. (…) Die Werbeveranstaltung rief jedoch massiven Protest hervor. Mehrere linke Gruppen und Organisationen kritisierten den Termin, da die ukrainische Einheit rechtsextreme und faschistische Traditionen pflegen und deren Anführer ein Neonazi sein soll. „Wir finden diese Zurschaustellung von Militarismus und Faschismus unerträglich und sie ist auch nicht durch Putins Invasion in der Ukraine zu rechtfertigen“, heißt es in Demoaufrufen der linken Szene. Auch der Landesverband des Bündnisses Sahra Wagenknecht forderte in einer Pressemitteilung vom Mittwoch die Absage der Veranstaltung. „Dass in Berlin eine solche kriegsverherrlichende Veranstaltung stattfinden kann, zumal von einer offen rechtsextremen Organisation, die sich historisch auf den Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera bezieht, ist ein unglaublicher Skandal“, so das BSW Doch auch die Protest-Kundgebungen werden laut Berliner Polizei nun aller Voraussicht nach abgesagt. Die 3. Sturmbrigade des Asow-Regiments teilte auf Telegram wiederum mit, man könne nicht die Sicherheit der Teilnehmer garantieren – deshalb die kurzfristige Absage. Der Berliner Werbetermin für die ukrainischen Soldaten sollte ein Zwischenstopp einer europaweiten Tournee werden. So waren Veranstaltungen in Hamburg, Rotterdam, Köln oder Brüssel geplant – allerdings wurden auch diese Treffen allesamt abgesagt.. Die Gegenproteste wollte man unterstützen.