Das rechtsextreme Asow-Regiment sei nur eine „verschwindend kleine Gruppe“ innerhalb der ukrainischen Streitkräfte, sagte der Extremismusforscher Alexander Ritzmann im Dlf. Auch unter den Kämpfern, die sich aus dem Ausland den ukrainischen Truppen anschließen, seien nur wenige Rechtsextreme. Die ukrainische Regierung wirbt um Kämpfer aus dem Ausland und setzt dabei auch auf martialische Bilder. In einem Werbevideo sind Raketeneinschläge und blutverschmierte Leichen zu sehen, dazu das Versprechen, dass man in der Ukraine ein Held werden kann. Auch aus Deutschland ziehen nun Menschen in den Krieg, die Bundesregierung hat erklärt, dass das nicht per se strafbar sei. Die deutsche Bundespolizei ist allerdings besorgt, dass Rechtsextremisten ins Kriegsgebiet reisen könnten. Dass deutsche Rechtsextreme sich den Kämpfen anschließen, könne die Bundesregierung nicht vollständig verhindern, sagte der Extremismusforscher Alexander Ritzmann im Deutschlandfunk. Sie könnten dort Kampferfahrung sammeln, um dann in Deutschland Anschläge zu verüben. Deutschland müsse sich daher auf die Rückkehr solcher Extremisten vorbereiten. Sehr wahrscheinlich würden Rechtsextreme unter den ausländischen Kämpfern allerdings nur eine kleine Minderheit ausmachen. (…)
Rohde: Wenn wir kurz noch mal bei der Situation in der Ukraine bleiben und bei diesen Gruppierungen. Einige von denen verwenden ja auch Symbolik von Neonazis. Ist die Behauptung, die sind Neonazis, russische Propaganda? Ritzmann: Es ist auf jeden Fall so, wenn man sagen würde, es gibt in der Ukraine besonders viele Neonazis. Das ist auf jeden Fall Propaganda. In Russland gibt es viel mehr Neonazis als in der Ukraine – auf jeden Fall. Aber natürlich gibt es überall Rechtsextreme und Neonazis und das Besondere hier ist, dass es dieses Asow-Bataillon gibt, das als Miliz gestartet ist, das ein Sammelbecken war auch für Extremisten, für Rechtsextreme, aber das voll integriert wurde in die Verteidigungsstruktur des Landes. Deswegen ist das in dem Sinne jetzt so ein einfaches Ziel, um sich aufzuregen oder aufzuhängen. Auf russischer Seite bei den Separatisten gibt es viel mehr Gruppierungen, die auch direkt oder indirekt rechtsextrem sind. Deswegen müssen wir hier aufpassen – gut, dass Sie das ansprechen –, dass wir nicht das Narrativ, die Geschichte erzählen, die ja von Herrn Putin nach vorne getragen wird, dass es hier darum ginge, die Ukraine zu denazifizieren. Das ist definitiv hier nicht der Hintergrund. Aber es gibt diese Geschichte mit dem Asow-Regiment.
via deutschlandfunk: Extremismusforscher zu Putins Propaganda„In Russland gibt es viel mehr Neonazis als in der Ukraine“