Hat die mutmaßliche Putschistengruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß Kontakt zur russischen Regierung gesucht? Offensichtlich indirekt und verdeckt. Das legen interne Mails zwischen mutmaßlichen Verschwörern und dem russischen Generalkonsulat in Leipzig nahe. Am 7. Dezember vergangenen Jahres startet die größte Polizeiaktion in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Rund 3.200 Polizisten durchkämmen an diesem frühen Morgen deutschlandweit dutzende Häuser. Sie nehmen knapp zwei Dutzend Männer und Frauen fest, die alle beschuldigt werden, eine Terrorgruppe gegründet oder unterstützt zu haben – mit dem Ziel, einen gewaltsamen Umsturz in Deutschland herbeizuführen. Im Zentrum der Ermittlungen steht Heinrich XIII. Prinz Reuß. Ein Adelsspross mit Wohnsitz in Frankfurt am Main und dem ostthüringischen Bad Lobenstein. Doch neben ihm und weiteren mutmaßlichen Verschwörern, vor allem in Süddeutschland, werden auch Wohn- und Geschäftsräume im sächsischen Olbernhau durchsucht. In dem kleinen Ort, der besonders für seine erzgebirgische Drechselkunst bekannt ist, werden an diesem Morgen zwei Männer festgenommen: Christian W. und Frank R.. Dem einen wird die Mitgründung der Terrorgruppe um Reuß vorgeworfen, dem anderen die Unterstützung derselben. Zudem rückt ein weiterer Unterstützer ins Visier der Bundesanwaltschaft, der aber nicht festgenommen worden sein soll. Bei der Razzia machen die Fahnder bei Frank R. einen brisanten Fund. Sie stoßen auf vier Seiten eines ausgedruckten Mailverkehrs zwischen den drei Beschuldigten und dem russischen Generalkonsulat in Leipzig. Nach Recherchen des MDR soll dieser am 28. November 2022 beginnen. Zu diesem Zeitpunkt laufen die Ermittlungen gegen Reuß und seine Gruppe bereits auf Hochtouren. Die mutmaßlichen Verschwörer aus Olbernhau verfassen offenbar eine Mail, die sie an diesem Tag über die Firmenadresse von Frank R. an das russische Konsulat verschicken. (…) Das russische Generalkonsulat, das eine offizielle diplomatische Vertretung der russischen Regierung ist, scheint den Wunsch nach einem Treffen der drei Olbernhauer nicht als sinnlose Spinnerei abzutun. Im Gegenteil: Nur zwei Tage später schreibt ein offenbar hochrangiger Diplomat an die mutmaßlichen Reuß-Gruppenmitglieder zurück. Er bedankt sich für die Mail und schlägt ein kurzfristiges persönliches Treffen in Leipzig im Konsulat am 8. Dezember vor. Doch dazu kommt es nicht mehr. Am 7. Dezember schlagen die Terrorfahnder zu.
vioa mdr: REICHSBÜRGER-PUTSCHVERSUCH Die möglichen Russland-Verbindungen der Gruppe Reuß
siehe auch: Mutmaßliche Verschwörer Die Nähe der “Reichsbürger” zu Russland. Die mutmaßlichen Verschwörer um Heinrich XIII. haben bei ihren Umsturzplänen offenbar auf die Hilfe Russlands gehofft. Laut MDR-Recherchen wurde diese Annahme durch Kontakte zu russischen Regierungsstellen genährt.