In mehreren ostdeutschen Städten bilden Firmenchefs rechte Netzwerke. Sie werben um ein bürgerliches Publikum für ihr Gedankengut. Auf den Montagsdemonstrationen im thüringischen Gera habe sich ein Witz eingebürgert, sagt Peter Schmidt. “Wir begrüßen uns hier mit: Na, du Nazi?” So wenig nehme man die Vorwürfe ernst, man mache gemeinsame Sache mit Rechtsextremen, erzählt der Unternehmer, der an diesem Tag für eine Demonstration in Leipzig wirbt. Gegenüber von Schmidt sieht man ein großes Banner des rechtsextremen Compact-Magazins. Gehalten wird es vom ehemaligen AfD-Politiker André Poggenburg und von Christian Klar, der lange Jahre in der Thüringer Neonaziszene aktiv war. Poggenburg hält eine Rede, Schmidt filmt das Geschehen und zum Abschluss zündet Klar ein Feuerwerk. Jeden Montag gehen in diesem Herbst in Gera mehrere Hundert Menschen auf die Straße. Peter Schmidt hat einen guten Teil dazu beigetragen: Seit Anfang 2020 initiiert er Demonstrationen, anfangs gegen die Corona-Maßnahmen, inzwischen gegen Inflation und Energiepolitik. Schmidt arbeitet mit Christian Klar zusammen: Vor der Corona-Pandemie war dieser bisweilen auf Aufmärschen von NPD und Drittem Weg anzutreffen. Mit den Montagsdemos in Gera haben sie einen wöchentlichen Treffpunkt geschaffen für AfD-Politiker, andere Rechtsextreme, aber auch bürgerliches Publikum. Schmidt ist in der Region gut vernetzt: Seine Firma Jenatec hat acht Standorte und gibt nach eigenen Angaben 500 Menschen einen Job. Außerdem pflegt Schmidt ein Netzwerk für Geschäftsleute, die ähnlich denken wie er (…) Nicht nur in Gera heizen regionale Unternehmer den rechten Protest an: In Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern hat ein Unternehmer-Autokorso mehrfach den Verkehr in der Region lahmgelegt, aus Protest gegen die Energiepreise. Im sächsischen Bautzen, einem Hotspot des rechten Protests, beteiligt sich ebenfalls ein Unternehmerzusammenschluss an den Demonstrationen. Auf Einladung der Geschäftsleute sprach sogar der Bautzener Bürgermeister, wie ZEIT ONLINE berichtete. In Waren an der Müritz hat der Handwerker Holger Anton den Müritzer Unternehmeraufstand gegründet. Fotos zeigen Anton auf einem Maifest von Neonazis in Jameln. An einer Podiumsdiskussion des Unternehmeraufstands im November nahmen dennoch Politiker aller großen Parteien teil, darunter die Bundestagsabgeordneten Johannes Arlt (SPD) und Philipp Amthor (CDU).

via zeit: Rechte Netzwerke : Aufstand der Unternehmer