Vor dem Amtsgericht Ellwangen sollte sich am Mittwoch ein Mann aus Neresheim verantworten – unter anderem hatte man bei dem Angeklagten scharfe Waffen und Sprengstoff gefunden. Alles war am Mittwoch angerichtet. Amtsgerichtsdirektor Norbert Strecker und seine zwei Schöffen waren da, ebenso wie Dr. Adams von der Generalstaatsanwaltschaft aus Stuttgart (Abteilung Staatsschutz), der Verteidiger Gerhard Jung und die geladenen Zeugen. Dazu jede Menge Sicherheitskräfte. Lediglich eine Person ließ sich nicht blicken: der Angeklagte aus Neresheim. Gegen ihn wurde nun Haftbefehl erlassen. Die Vorwürfe gegen den Neresheimer, der offenbar der Reichsbürgerszene zugeordnet wird, sind nicht ohne. Der Mann soll im Internet unter anderem durch rechtsextreme Äußerungen wie “Sieg Heil” oder “Heil Hitler” aufgefallen sein. Außerdem soll er scharfe Waffen, Munition und Sprengstoff besessen haben – ohne die dafür erforderliche Erlaubnis zu besitzen. Darüber hinaus wird dem Mann vorgeworfen, dass er im Internet sogenannte “gebündelte Läufe” verkauft hat. Mit diesen Vorrichtungen kann man Schreckschusswaffen zu scharfen Waffen umfunktionieren. Und – last but not least – hatte der Mann auf seiner Homepage auch noch auf eine Webseite verlinkt, auf der offenbar Holocaust geleugnet wird. Zu diesen Anwürfen bezog der Neresheimer am Mittwoch keine Stellung. Er zog es stattdessen vor, nicht vor Gericht zu erscheinen, was seinen Verteidiger überraschte. “Ich habe mir heute extra den ganzen Tag freigehalten.” Staatsanwalt Adams plädierte für eine umgehende polizeiliche Vorführung des Angeklagten, um die Verhandlung am Mittwoch doch noch irgendwie über die Bühne bringen zu können, was Richter Norbert Strecker aber ablehnte. Das sei nicht so ohne weiteres möglich, erklärte Strecker. Die Entfernung nach Neresheim sei dafür schlicht zu groß, außerdem sei der Neresheimer Polizeiposten auf eine solche Zwangsmaßnahme nicht vorbereitet. Und so wurde – auf Antrag des Staatsanwalts – ein Sitzungshaftbefehl gegen den Angeklagten erlassen.
via schwäbische post: Reichsbürger lässt Prozess platzen