Telegram ist im Ukraine-Krieg zu einer wichtigen Nachrichtenquelle für Ukrainerinnen und Russen geworden. Der Messenger ist aber Drehscheibe für Desinformation. Seit Tag eins des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine werden soziale Medien mit Nachrichten, Videos und Fotos überschwemmt, die die Schrecken des Konflikts offenbaren. Jeder kann dort Postings veröffentlichen und kommentieren. Das bringt einerseits eine Demokratisierung des Informationsflusses mit sich – öffnet andererseits aber Tür und Tor für Fake News und Verschwörungserzählungen. Im Zentrum der Diskussionen findet sich nun ein alter Bekannter wieder: Telegram. Während sich Menschen im Westen primär auf Twitter, Facebook und Co verlassen, greifen russische und ukrainische Bürgerinnen und Bürger verstärkt zu diesem Messenger. Vor allem Erstere sind auf ihn angewiesen, um trotz gesperrter Mainstreamplattformen und eines neuen Zensurgesetzes verlässliche Informationen zu erhalten (…) Fehlende Sperren sind allerdings nicht der einzige Grund, warum sich Fake News auf Telegram rasend verbreiten. Grund für den enormen Erfolg ist auch der Aufbau der App, handelt es sich doch um einen Hybrid aus Messenger und Social-Media-Plattform. Ähnlich wie bei konkurrierenden Diensten wie Whatsapp und Signal kann man also private Unterhaltungen führen. Zusätzlich hat man die Möglichkeit, öffentliche Kanäle und Gruppen mit teils hunderttausenden Mitgliedern zu eröffnen. Im Unterschied zu Facebook ist die Kommunikation hier direkter und schneller. Optisch ähneln Kanäle dabei Gruppenchats, was ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt und die Unterhaltungen oft emotionaler macht. Nicht zuletzt werden Gruppen und Kanäle oft mit Inhalten Dritter überflutet. Beiträge können per Knopfdruck geteilt werden, wodurch man auch ungewollt Verschwörungsideologien und Hassrede aufgetischt bekommt. Wie schnell sich verschiedenste Narrative vermischen können, zeigt ein Blick in deutschsprachige Impfgegner- und “Querdenken”-Gruppen. Seit Kriegsausbruch häuft sich dort neben Desinformation über das Coronavirus vor allem Putin-Propaganda. Bis zur EU-weiten Sperre des Senders waren vor allem Beiträge von RT DE beliebt, der Sender lag auf Platz zwei der meistgeteilten Webseiten, wie Forschende des Institute for Strategic Dialogue (ISD) herausfanden.
via standard: Ein Messenger zwischen den Fronten: Die Rolle Telegrams im Ukraine-Krieg
By <a href=”//commons.wikimedia.org/w/index.php?title=User:Knotimes&action=edit&redlink=1″ class=”new” title=”User:Knotimes (page does not exist)”>Ismail El Hasnaouy</a> – <span class=”int-own-work” lang=”en”>Own work</span>, CC BY-SA 4.0, Link