Seit Monaten beschäftigen die Anti-Corona-Proteste die Republik. Die Logistik hinter den Demonstrationen ist gesichert. Busunternehmen geht es derzeit schlecht und so sind Fahrten zu den Veranstaltungen für einige zum wichtigen Geschäft geworden. Doch nicht nur das, einige unterstützen die Proteste auch noch weiter. Trotz stetig steigender Infektionszahlen: Am Wochenende werden erneut viele Menschen auf die Straße gehen, um gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu demonstrieren – in Stuttgart, Dortmund oder Heidenheim sind sie angekündigt. Seit Wochen fahren die Demonstranten auch in Bussen quer durch Deutschland und ein Teil der Bus-Branche unterstützt die Corona-Skeptiker. Ein Mann aus Sachsen ist mittendrin: Thomas Kaden ist Busunternehmer. Mit Beginn der Corona-Pandemie stand sein Fuhrpark still. Normalerweise bietet “Kaden-Reisen” Gruppenfahrten für Ausflügler, Schulklassen und Touristen an. Als Anfang August ein Buskonvoi die Protestierenden zur Anti-Corona-Demo nach Berlin brachte, war der Mann aus Plauen ihr Anführer. Unter dem Label “#HonkforHope” – übersetzt: Hupen für die Hoffnung – fährt das Unternehmen seitdem auch Anhänger der Querdenken-Initiative zu den Demonstrationsorten. Erst vor kurzem hat Thomas Kaden eine Protestgruppe von Chemnitz zu einer Kundgebung am Bodensee gefahren. Zur Begrüßung sagte der Unternehmer: “Halten Sie bitte die Armlänge Abstand, damit Sie die anderen nicht mit den möglichen oder unmöglichen Viren belästigen.” (…) Doch zwischen dem in Wien offiziell registrierten Verein und “Querdenken 711” besteht nach eigenen Angaben mittlerweile eine Kooperation. Eine gemeinsame Telegram-Gruppe mit über 4.600 Mitgliedern bildet die Plattform. “HonkforHope”-Busse sind zur wichtigen logistischen Stütze der Protestbewegung geworden. (…) Dass anlassbezogene Busreisen zu Demonstrationen und politischen Aktionen eine soziale Erlebnisfunktion haben, ist an sich nichts Neues, sagt Protestforscher Dieter Rucht: “Das gab es auch bei anderen Protesten, etwa bei globalisierungskritischen Demos.” Doch ein derart verzweigtes, gut organisiertes und beständiges Netzwerk aus Busunternehmen verwoben mit den Organisatoren und Zielen der Proteste, hat es nach MDR-Recherchen in Deutschland so noch nicht gegeben. Die Reise-Anbieter werden selbst zu Aktivisten, sprechen auf Querdenken-Demonstrationen und deren Online-Plattformen. Die offizielle Kooperation zwischen “Querdenken” und “HonkforHope” geht damit weit über die pure eine logistische Unterstützung hinaus. Auch ein Mann aus Thüringen ist Mitinitiator bei “HonkforHope”. Der Busunternehmer Udo Key hat durch Corona fast 60 Prozent seines Umsatzes eingebüßt, sagt er. Er halte sich mit Demofahrten über Wasser. Doch, dass viele Gäste mit einem angeblichen Attest die Maskenpflicht umgehen, stört ihn nicht. Es liege nicht in seiner Verantwortung. “Die Verantwortung haben die Gäste”, sagt Udo Key. Auf einer Querdenken-Kundgebung in Erfurt Mitte August trat Key als Redner auf und wetterte gegen die Corona-Maßnahmen: “Jeder hat so– auf Deutsch gesagt – die Schnauze voll davon. […] Wer dieses System jetzt so unterstützt, wird dafür seine Rechenschaft ziehen müssen.”
via mdr: Anti-Corona-Proteste Auf zur Demo: Ohne Maske mit dem Bus