Rechtsextremistische Inhalte waren in digitalen Spielen und auf Gamingplattformen schon immer präsent. Neu ist jedoch, dass rechtsextreme Akteure diese Räume gezielt für politische Strategien nutzen. Laut Medienpädagoge Maximillian Kreft vom Verein Kiel Gaming Port nutzen rechtsextreme Gruppen private Chaträume, um mit ihrer Ideologie junge Menschen zu beeinflussen. Dort werden viele rechtsextreme Aussagen und Symbole wie Hakenkreuze als “schwarzer Humor” verkauft. Kinder und Jugendliche können solche Inhalte oftmals nicht einordnen. Aus Erfahrung sei aber klar, dass wenn rechtsextreme Symbolik oder “schwarzer Humor” im Gaming auftaucht, es selten nur um Ironie geht, sondern fast immer um ideologische Beeinflussung. Reichweite der Gaming Welt ist riesig Laut Referentin Mareike Stürmburg vom Institut für Rechtsextremismus der Universität Tübingen ist die Welt des Gamings und der Videospiele größer als alle anderen Medien und daher auch ein großer Einfluss auf politische Ideologien möglich. Denn der deutsche Gaming-Markt wächst kontinuierlich. (…) Auf größeren Plattformen wie Steam tauchen seit Jahren Benutzernamen, Profilbilder oder Gruppen auf, die eindeutig Bezüge zu rechtsextremen Symbolen herstellen. So zum Beispiel mit Hakenkreuzen und Namen wie “Arier” oder “Führer”. Da das Moderations- und Serviceteam dort mit 79 Mitarbeitern vergleichsweise klein ist, gelangen solche Inhalte häufig unbehelligt an junge Nutzerinnen. Der Rekord für gleichzeitig aktive Spieler liegt bei über 41 Millionen Nutzern. Diese können nicht alle von dem kleinen Team kontrolliert werden. Man kann davon ausgehen, dass Kindern und Jugendlichen häufig eine gewisse Reflektionsfähigkeit fehlt. Wenn auf einem Minecraft-Server plötzlich Hakenkreuze auftauchen, muss darüber gesprochen werden: Was bedeutet das? Warum ist das ein verfassungsfeindliches Symbol? Maximillian Kreft, Medienpädagoge beim Verein Kiel Gaming Port Auch Discord gilt als problematisch. Die Plattform bietet zwar öffentliche Bereiche, vor allem aber zahlreiche private und schwer kontrollierbare Kanäle. Laut Kreft schaffen rechtsextreme Gruppen hier abgeschottete digitale Räume, in denen sie als gezielte Maßnahme Jugendliche ansprechen und nach und nach in ideologische Inhalte hineinziehen. Mods und Rollenspiele für rechtsextreme Inhalte missbraucht Podiumsdiskussion in Kiel über Rechtsextremismus im Gaming mit Referentin Stürmburg vom Institut für Rechtsextremismusforschung der Universität Tübingen und Medienpädagoge Kreft von Kiel Gaming Port e.V. Laut Referentin Stürmburg nutzen manche Gruppen Rollenspiel-Elemente, um extremistische Narrative auszuspielen. So zum Beispiel in Red Dead Redemption Online, in denen sich Spieler treffen und sich mit Computer Cheats als Ku-Klux-Klan verkleiden und die Ureinwohner jagen. Dabei ist das eigentliche Spiel darauf ausgelegt, als Cowboy im Wilden Westen zu leben. Hinzu kommen sogenannte Mods (Spielmodifikationen). Auf den ersten Blick wirken sie wie harmlose Zusatzinhalte, führen aber etwa dazu, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen aus dem Spiel “entfernt” werden.
via ndr: Rechtsextremismus im Gaming: Wie Akteure digitale Räume ausnutzen