Telegram hat sich in den vergangenen Jahren zur zentralen Kommunikationsplattform für rechtsextreme Gruppen entwickelt. Experten konnten mehr als 650 Deutsche in den “Terrorgram”-Gruppen finden. Waffenbau- und Sprengstoffanleitungen. Ein Handbuch zur Giftherstellung. Grafiken, in denen jüdischen oder schwarzen Menschen mit Gewalt gedroht wird. Diese Inhalte werden in Telegram-Gruppen geteilt, die zu einem internationalen rechten Netzwerk gehören – auch Deutsche sind dort aktiv. Ein Nutzer aus Sachsen teilt ein Foto von Bettwäsche mit einem SS-Symbol, prahlt damit, zu Hause eine Hakenkreuz-Flagge aufgehängt zu haben, und schreibt im Chat, es gebe “nicht genug ‘Nazis’ in Deutschland”.Solche Chat-Gruppen gehören laut Experten zum sogenannten Terrorgram-Netzwerk. Ein Wortspiel aus Telegram und Terrorismus. Die Mitglieder gelten als gewaltorientiert und rechtsextrem.Hans-Jakob Schindler vom International Centre for Counter-Terrorism stuft diese Gruppen als äußerst gefährlich ein: “Erstens geht von dem Netzwerk eine Gefahr aus, weil hier eine Vernetzung von gewaltorientierten Personen stattfindet. Es wird dann irgendwann auch für die Sicherheitsbehörden schwierig, alle gleichzeitig zu bewachen. Und zweitens werden in diesen Kanälen von Bombenanschlägen bis Messerattacken jegliche Anschlagsszenarien durchgespielt.” Auch in Chats mit deutschen Mitgliedern tauschen sich Nutzer über solche Szenarien aus. Ein Mitglied schreibt auf Englisch: “Töte keine Menschen für eine einmalige Aktion, warte auf Tag X (…).” Ein deutscher Nutzer antwortet auf diesen Vorschlag: “Tag X steht kurz bevor und wird auch in Deutschland passieren. Es gibt keine andere Option.” Mit “Tag X” ist der Tag gemeint, an dem die demokratische Ordnung kollabieren soll. Ein Systemzusammenbruch ist eines der Ziele solcher rechtsextremen und rechtsterroristischen Gruppen.
via tagesschau:Messengerdienst Telegram Chats als Brutstätte des Rechtsterrorismus

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