Sie gehen wandern und kämpfen. Sie trainieren für Überfälle und einen Umsturz. “Active Clubs” sind eine relativ neue Organisationsform von Rechtsextremisten. Dahinter stehen oft Aktivisten mit jahrelanger Szene-Erfahrung. Von Florian Barth, Kai Laufen und Theresa Krampfl, SWR Im Oktober sorgte eine Razzia im Westerwald bundesweit für Schlagzeilen. Die Polizei löste in der sogenannten Fassfabrik in Hachenburg eine Kampfsportveranstaltung auf. Veranstalter war laut der Polizei die als rechtsextrem eingestufte Kleinpartei “Der III. Weg”. Aus dem ganzen Bundesgebiet waren Teilnehmer angereist, die die Polizei teilweise dem rechtsextremen Spektrum zuordnet, auch aus Belgien und den Niederlanden.In der rechtsextremen Szene sorgte die Razzia schnell für Unmut. Ein Tag nach der Polizeiaktion fällt auf Telegram ein kurzes Video auf: “Solidarität mit der Fassfabrik gegen Repressionen durch die Polizei”. Zu sehen sind vier vermummte Personen, die brennende Bengalo-Fackeln in den Nachthimmel halten. Sie stehen hinter einem Banner, auf dem der Kopf von Otto von Bismarck mit Pickelhaube zu sehen ist. Daneben steht ein Zitat mit Kriegspropaganda des ehemaligen Reichskanzlers: “Wenn die Deutschen zusammenhalten, so schlagen sie den Teufel aus der Hölle”. Dazu läuft Rechtsrock.”Active Club Germania” gegen den “weißen Genozid”Das Banner ist mit zwei Logos unterzeichnet: “Rheinlandbande” und “Freundeskreis Westerwald”, kurz FKWW. Harmlos klingende Namen. Doch wer in dem Messengerdienst Telegram danach sucht, stößt schnell auf einen größeren Zusammenhang. So findet sich der FKWW als Punkt auf einer Deutschlandkarte in dem Telegramkanal “Active Club Germania”. (…) Wenn der Mann mit dem Aliasnamen “Holmgangr” unter seinem echten Namen als scheinbar unpolitischer Sportler bei internationalen Wettkämpfen antritt, trägt er Kleidung, die seine Tattoos überdecken. Aber auf seinen Profilbildern auf einem Messengerdienst posiert er mit Sturmhaube, einer Gasmaske und mit dem Logo eines internationalen neonazistischen Netzwerks, der “Misanthropic Division”. In seinen Nachrichten deutet nichts auf seine Gesinnung hin. Es gehe um Sport, Wandern, Zelten und politischen Aktivismus, schreibt Pascal W.Für den Extremismus-Experten Alexander Ritzmann steckt genau dahinter die Strategie der “Active Clubs”. “Gewaltorientierte Rechtsextreme trainieren, bereiten sich auf Gewalt vor, aber tun so, als würden sie nur Sport machen.” Ritzmann arbeitet für die in den USA und Europa tätige Nicht-Regierungsorganisation “Counter Extremism Project”, die sich mit extremistischen Strömungen weltweit befasst.Seiner Einschätzung nach dienen die “Active Clubs” vor allem einem Ziel: ein Netzwerk von kampf- und gewaltbereiten Rechtsextremen aufzubauen.
via tagesschau: Kampfsport Wie sich Rechtsextreme in “Active Clubs” organisieren