Die Berliner Burschenschaft Gothia (BBG) war schon immer eine Organisation am äußersten rechten Rand, in der Berliner CDU-Mitglieder die wesentliche Rolle als Funktionäre und aktive Burschen gespielt haben. Die Gothia ist tief verankert in dem Milieu eines wohlhabenden Berliner Rechts-Konservatismus, die Altherrenschaft bringt überdurchschnittlich viele Rechtsanwälte, Ärzte und Akademiker aus einem gutbürgerlichen Milieu zusammen, die sich hier und da gerne mit den Insignien untergegangener deutscher Reiche und Vorbildern aus dem alten deutschen Adel schmücken. In den sozialen Medien ist man über alle Parteigrenzen befreundet, grüßt und liked sich: der Pankower CDU-Schatzmeister, der wohlhabende Immobilienmagnat in Prenzlauer Berg, das Zehlendorfer AfD-Mitglied, der Rechtsanwalt in Neukölln, der CDU-Stadtverordnete in Nauen oder der Unternehmensberater aus Kleinmachnow. Die Verbindungen reichen bis in die Bundesgeschäftsstelle der AfD und in den Bundestag, Gothen arbeiten für die AfD im Berliner Abgeordnetenhaus und für einflussreiche Wirtschaftsverbände, sind bei der Bundeswehr oder in den Reservistenverbänden aktiv. Ebenso wie sich die (extreme) Rechte in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, hat sich die personelle Zusammensetzung der Burschenschaft und damit die Arbeit auf dem Verbindungshaus verändert. So tauchten ab Mitte der 2010er Jahre Kader der “Identitären”, der “Jungen Alternative” (JA) und der AfD sowie anderer, kleiner Bünde dort auf. Doch die führende Rolle der CDU-Parteimitglieder blieb in der Altherrenschaft und deren Verein bisher bestehen. In der „Vereinigung Alter Gothen e.V.“ (VAG) arbeiten CDU-Mitglieder aktiv mit bekannten und exponierten Mitgliedern der AfD und der JA zusammen. Das Netzwerk um Peter Kurth Im Zentrum des öffentlichen Interesses stand am Anfang des Jahres 2024 plötzlich ein Mitglied der Gothia, dessen führende Rolle vorher nicht genug erkannt worden war: Peter Kurth. Kurth war kurzzeitig Berliner CDU-Finanzsenator (1999-2001) und diente bereits seit 2014 in der VAG als Vorstandsmitglied. Jetzt wurde öffentlich, dass Kurth sich nicht nur mit einschlägigen Mitgliedern der (extremen) Rechten auf seiner Dachterrasse getroffen hatte, um dort einer Buchvorstellung des AfD-Politikers Maximilian Krah zu lauschen, sondern vermutlich auch die Finanzierung der „Identitären Bewegung“ (IB) durch verschachtelte Kreditkonstruktionen mitgetragen hatte.
via aib: Die “Berliner Burschenschaft Gothia”