Zwei Familien im Fokus – Bajonett und Nazi-Lied: Anklagen gegen rechtsextreme Szene in Lippe

Die Staatsanwaltschaft Detmold hat jüngst mehrere Personen angeklagt, die der rechtsextremen Szene angehören sollen. Die Liste der Vorwürfe ist lang. Die Staatsanwaltschaft hat gleich mehrere Personen angeklagt, die zur rechtsextremen Szene in Lippe gehören sollen. Unter anderem geht es um einen SEK-Einsatz, bei dem ein Messer gezogen worden sein soll. Im April 2023 stürmte das SEK drei Anschriften in Detmold und Horn-Bad Meinberg. Grund für den Einsatz waren laut Polizei Erkenntnisse zu einer beträchtlichen Waffensammlung von drei Brüdern und einer weiteren Person, die im Rahmen von Ermittlungen zu einer Gewalttat in Detmold ans Licht kamen. Die Behörden wollten den vier Personen, die nach Recherchen dieser Redaktion allesamt zur rechtsextremen Szene gehören, die – teilweise legalen – Waffen abnehmen. Die Behörden sahen eine Gefahr der Männer aufgrund ihrer „Neigung zu Gewalttaten und ihrer rechtsradikalen und die staatliche Ordnung ablehnenden Haltung“, hieß es damals. Doch an der Anschrift der drei Brüder soll es nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft zu einem Zwischenfall gekommen sein. Der Vater der drei jungen Männer (54) soll dabei ein beidseitig geschliffenes Bajonett (Klingenlänge von 20 Zentimetern) gezogen haben. Mehrfach sollen die Beamten ihn angewiesen haben, dieses niederzulegen – diesen Aufforderungen soll der Mann, der nach Informationen dieser Redaktion ebenfalls eine Vergangenheit in der rechtsextremen Szene hat, jedoch nicht nachgekommen sein. Vielmehr soll er mit dem Messer in der Hand gar auf die Beamten zugegangen sein. Der 54-Jährige wurde schließlich mit einem sogenannten Taser gestoppt. (…) Der ältere der beiden Brüder soll nach Angaben der Detmolder Staatsanwaltschaft zudem nach der Waffe eines SEK-Beamten gegriffen haben. Beide sind den Sicherheitsbehörden gut bekannt, beispielsweise wurden sie im vergangenen Jahr wegen einer Schlägerei in der Detmolder Innenstadt verurteilt. Eines der Opfer erlitt bei der Gewalttat im Oktober 2022 einen Schädelbruch. Beide werden die Justiz auch mit anderen Anklagepunkten beschäftigen. Der 18-Jährige soll im Februar 2023 an einem Berufskolleg in Lemgo (Kreis Lippe) einen Kontrahenten angegriffen und auf diesen eingeschlagen und -getreten haben. Dabei soll er eine zurechtgebogene Gabel als Schlagwerkzeug genutzt haben. Ebenfalls im Februar 2023 soll sein 22-jähriger Bruder an dem Berufskolleg einen jungen Mann daran gehindert haben, mit seinem Auto wegzufahren. Dabei soll er einen Schraubenzieher in der Hand gehabt haben. Ob die Taten zusammenhängen, blieb vorerst unklar. Der 18-Jährige wurde jedoch auch angeklagt, weil er nach Ansicht der Staatsanwaltschaft seine rechtsextreme Gesinnung offen gezeigt haben soll. Am Bahnhof in Gotha (Thüringen) soll der junge Mann im September 2023 Bundespolizisten aufgefallen sein, da unter seiner kurzen Hose eine Tätowierung auf seinem Oberschenkel zum Vorschein gekommen sein soll: demnach eine Wolfsangel, ein Symbol der rechtsextremen Szene. „Der Deutsche war bereits in der Vergangenheit durch seine Angehörigkeit zur rechten Szene polizeilich in Erscheinung getreten“, hieß es damals in einer Polizeimeldung. Verfassungsschutz hat offenbar Familien im Blick Und auch in einem weiteren Fall muss sich der junge Mann bald verantworten – gemeinsam mit einem Mitstreiter aus Detmold sowie zwei Brüdern aus Lippstadt, allesamt nach Informationen dieser Redaktion verwurzelt in der rechtsextremen Szene. In einem Detmolder Park soll das Quartett im Sommer 2023 das verbotene Lied „Sturmführer“ der Neonazi-Band „Landser“ laut gehört und mitgesungen haben. In dem Lied heißt es im Refrain „Opa war Sturmführer bei der SS“. Auch der Hitlergruß soll laut Staatsanwaltschaft bei der Aktion gezeigt worden sein.

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