In Kampfsportgruppen und -vereinen wird keineswegs immer, aber oft das Bild von Dominanz, Kraft und Männlichkeit gepflegt. Das ist ganz im Sinne der Rechtsextremen, warnt der Verfassungsschutz. Rechtsextreme wollen nach Einschätzung des baden-württembergischen Verfassungsschutzes zunehmend in Kampfsportgruppen und auch mit eigenen Trainings Fuß fassen. Es sei ein Anstieg von entsprechenden Angeboten in der rechtsextremistischen Szene zu beobachten, teilt der Verfassungsschutz in seinem Bericht für 2023 mit. “Wir haben das in den Blick genommen”, sagt Beate Bube, Präsidentin des Landesamtes für Verfassungsschutz. “Das war schon eine Besonderheit gegenüber den vergangenen Jahren.” Verfassungsschützer aus anderen Bundesländern warnen bereits seit längerem vor einer gefährlichen Mischung aus Kampfsportlern, Neonazis und Hooligans. Die extreme Rechte sei dort zunehmend professionell und auch international unterwegs. “Man rüstet sich aus unterschiedlichen Gründen”, sagt Bube. Zum einen wolle man den Männlichkeitsidealen der Szene entsprechen. “Zum anderen geht es auch darum, sich im Training körperlich zu wappnen wegen möglicher Auseinandersetzungen mit dem politischen Gegner.” Laut Verfassungsschutz wird die Notwendigkeit von Kampfsport beispielsweise mit der angeblich ständigen Gefahr körperlicher Angriffe durch gewaltorientierte Linksextremisten und durch Menschen mit Migrationshintergrund begründet. (…) Mit entsprechenden Veranstaltungen und Aktionen fielen im vergangenen Jahr vor allem die neonazistische Kleinpartei “Der III. Weg” und die “Identitäre Bewegung” (IB) auf, wie Verfassungsschutz-Präsidentin Bube sagte. Laut Bericht für das Jahr 2023 bietet unter anderem der vor mehr als zwei Jahren gegründete “Stützpunkt Württemberg” des “III. Weges” seit Ende 2022 die “AG Körper und Geist” an, die sich auf Trainingseinheiten im Kampfsport spezialisiert habe. Diese sollten “zur Steigerung der Wehrhaftigkeit unserer Aktivisten beitragen”, zitiert der Verfassungsschutz neben weiteren Beispielen in seinem Bericht. Diese Wehrhaftigkeit diene etwa dazu, sich “prügelnden Antifa-Chaoten” entgegenzustellen. Bei der IB gehörte im Frühjahr 2023 unter anderem ein Boxtraining zum “Aktivistenwochenende” der damaligen Regionalgruppe “Wackre Schwaben”.
via swr: Aufrüstung gegen “politische Gegner” Rechtsextreme beim Kampfsport in BW?