Erst vergangene Woche kommt ein Treffen zwischen Berlins Ex-Finanzsenator Peter Kurth und Rechtsextremen ans Licht. Nun zeigen weitere Recherchen: Die Verbindungen des ehemaligen CDU-Mitglieds ins rechtsextreme Milieu sind wohl enger als bislang bekannt. Berlins früherer CDU-Finanzsenator Peter Kurth hat offenbar engere Verbindungen ins rechtsradikale Milieu als bislang bekannt. “Spiegel”-Recherchen zufolge fungiert Kurth bereits seit Jahren als einer der führenden Köpfe der ultrarechten Berliner Burschenschaft Gothia, einer schlagenden Studentenverbindung mit weitreichenden Kontakten in die extrem rechte Szene. Seit 2014 gehört der langjährige Christdemokrat dem Vorstand der “Vereinigung Alter Gothen e.V.” an, die unter anderem das Vermögen der Burschenschaft verwaltet. 2023 übernahm Kurth den Vorsitz des Vereins. Auf dem Gelände der Gothia in Berlin-Zehlendorf trafen sich dem Bericht zufolge mehrfach Funktionäre der AfD, ihrer Jugendorganisation Junge Alternative und der rechtsextremen “Identitären Bewegung”. Für Mittwoch hatte die Gothia zu einem “Burschenschaftlichen Abend” mit dem früheren Neonazi Benedikt Kaiser geladen, die Veranstaltung jedoch kurzfristig wieder abgesagt. Aus internen Unterlagen und Mails, die dem “Spiegel” vorliegen, geht hervor, dass mehrere Gothia-Mitglieder in der AfD oder deren Jugendverband aktiv sind – darunter Martin Kohler, Chef der rechtsextremen Jungen Alternative in Berlin und Fraktionsvorsitzender der AfD in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf. Sowohl die Berliner Burschenschaft Gothia als auch Peter Kurth ließen schriftliche Fragen des Magazins unbeantwortet. Treffen mit AfD-Politikern in Privatwohnung Erst vergangene Woche hatte das Magazin von einem Treffen in Kurths Privatwohnung berichtet, zu dem zahlreiche AfD-Politiker und Rechtsextreme geladen waren. Demnach sollen unter anderem Rechtsextremist Martin Sellner und der rechtsextreme Verleger Götz Kubitschek unter den Gästen gewesen sein. Der spätere AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah, hat bei der Veranstaltung sein neues Buch “Politik von rechts” vorgestellt
via ntv: Extremes Netzwerk um Peter Kurth Ex-CDU-Politiker zieht Strippen bei ultrarechter Burschenschaft
siehe auch: Berliner AfD-Chefin #Brinker war Gast bei Treffen mit radikalen Rechten – #Braunzone #Sellner #PeterKurth Nach Berichten über ein Geheimtreffen Rechtsradikaler hatte der SPIEGEL eine weitere Zusammenkunft prominenter Vertreter der AfD bekannt gemacht. Nun stellt sich heraus: Auch die Berliner AfD-Vorsitzende Kristin Brinker nahm daran teil. Die Berliner AfD-Fraktions- und Landesvorsitzende Kristin Brinker hat ihre Teilnahme an einem Treffen unter anderem mit radikalen Rechten in der Wohnung des früheren CDU-Finanzsenators Peter Kurth bestätigt. »Ich war im Sommer 2023 bei Herrn Kurth in seiner Berliner Wohnung«, teilte Brinker auf Anfrage mit; Geheime Netzwerke: Die rechten Burschen von AfD und CDU. Es ist der 5. Juli des vergangenen Jahres, ein warmer Frühsommertag. Berlins ehemaliger CDU-Finanzsenator Peter Kurth, 63, hat in seine Wohnung in der Nähe der Mauer-Gedenkstätte geladen. Bis zu 100 Gäste seien gekommen, so berichten später Teilnehmer. Es ist eine bemerkenswerte Runde, die an jenem Mittwoch auf Kurths Dachterrasse zusammenkommt. Maximilian Krah ist erschienen, einflussreicher Europaabgeordneter der AfD, er präsentiert sein Buch »Politik von rechts« – ein antiliberales, neofaschistisches Manifest. Laut Teilnehmern ist auch Benedikt Kaiser dabei, ein neurechter Vordenker mit Vergangenheit in der Neonaziszene. Auch er darf sein Buch vorstellen, »Konvergenz der Krisen«. Und Martin Sellner wird gesichtet, ein österreichischer Rechtsextremist, der jüngst Pläne zur »Remigration« propagiert hat, zur millionenfachen Abschiebung oder Verdrängung von Menschen mit Migrationshintergrund – darunter deutsche Staatsbürger, die Sellner für »nicht assimiliert« hält. (…) Dem SPIEGEL liegen zahlreiche E-Mails und interne Unterlagen zur Burschenschaft Gothia vor. Demnach fungiert der Männerbund seit Jahren als eine Art Schnittstelle rechtsextremer und konservativer Kreise. Die neuen Enthüllungen werfen die Frage auf, wie löchrig die von CDU-Chef Friedrich Merz behauptete »Brandmauer« nach Rechtsaußen in Teilen der Partei ist. (…) Der ehemalige Finanzsenator, so geht aus Akten des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg hervor, wurde schon vor neuneinhalb Jahren zweiter Vorsitzender der »Vereinigung Alter Gothen«, einem eingetragenen Verein, in dem die »Alten Herren« der Gothia organisiert sind. Im Januar 2023 wählten ihn seine »Bundesbrüder« zum ersten Vorsitzenden. Einer der Männer spendete laut Sitzungsprotokoll damals eine gerahmte Feldpostkarte mit einem Bild von Kaiser Wilhelm und dem Spruch »Der Gott, der Eisen schuf, der wollte keine Knechte«. Der Verein kümmert sich um die Mitglieder und verwaltet das Vermögen des Männerbunds. Neben der studentischen Burschenschaft gibt es die Schülerverbindung Iuvenis Gothia (Motto: »Deutsch, frei und stark«), deren Mitglieder sich auch Junggothen nennen. Im Zentrum des gemeinsamen Verbindungslebens steht das »Gothenhaus«, eine Gründerzeitvilla in Berlin-Zehlendorf, in der sich mehrfach auch Funktionäre der AfD, ihrer Jugendorganisation Junge Alternative (JA) und der rechtsextremen »Identitären Bewegung« (IB) trafen. »Furchtlos und beharrlich« steht auf einem Plakat, das an der Villa unweit des Zehlendorfer Gemeindewäldchens hängt, der Wahlspruch der Burschenschaft. Die Gästeliste der »Gothia« liest sich stellenweise wie ein »Who’s who« der radikalen deutschen Rechten (…) Erst für vergangenen Mittwoch hatte die Gothia in Frakturschrift zu einem »Burschenschaftlichen Abend« mit dem früheren Neonazi Benedikt Kaiser geladen, der bereits im Sommer bei Kurths Dachterrassenparty aufgetreten sein soll und SPIEGEL-Fragen dazu unbeantwortet ließ. Sein Vortrag in der Burschenschaftsvilla in Zehlendorf wurde jedoch kurzerhand abgesagt. Kaiser arbeitet für einen AfD-Bundestagsabgeordneten. Auch mehrere Mitglieder der Gothia sind in der AfD oder ihrer radikalen Jugendorganisation JA aktiv – und treffen in der Burschenschaft auf »Bundesbrüder« mit CDU-Parteibuch. Zur Gothia gehört etwa Martin Kohler. Er ist Vorsitzender der rechtsextremen Jungen Alternative in Berlin und Fraktionsvorsitzender der AfD in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf. Oder Philipp Runge. Er arbeitet als Protokoll- und Veranstaltungsreferent bei der Bundestagsfraktion der AfD, war zuvor in der Abteilung »Strategie, Planung und Kampagnen« der Bundesgeschäftsstelle. Kohler bestätigte dem SPIEGEL, »stolzes Mitglied der Berliner Burschenschaft Gothia« zu sein, Runge ließ eine Anfrage unbeantwortet.
Von © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, Link