»Twitter war mal ein wirklich schöner Ort – nun verlasse ich ihn«

Mit wütenden Worten verlässt Marina Weisband die Elon-Musk-Plattform X. Die Publizistin fordert auch andere auf, es ihr nachzutun. Doch viele schaffen den Absprung vom ehemaligen Twitter fürs Erste nicht. In einem YouTube-Video wandte sich Weisband am Mittwoch an ihre Followerinnen und Follower, mit der Botschaft: »Lasst Twitter brennen.« Der Link zu diesem Clip war der letzte Tweet, den Weisband absetzte. Nach 15 Jahren verabschiedete sich die 36-Jährige von der Kurznachrichtenplattform und ihren 275.000 Followern. »Warum sollte ich als Jüdin, linke Politikerin und Demokratin auf der Plattform eines antisemitischen, rassistischen, demokratiefeindlichen Menschen aktiv sein?«, sagt Weisband dem SPIEGEL. Dabei verdankt sie einen Großteil ihrer Prominenz der Onlineplattform. »Vielleicht war ich der glühendste Twitter-Fan der deutschen Politik«, sagt sie heute. Zusammen mit der Piratenpartei twitterte sie schon im Jahr 2008, lange bevor das politische Berlin die Plattform für sich entdeckte. »Twitter war mein Medium«, sagt Weisband, »es gab mir Futter und Aufmerksamkeit für meinen politischen Einstieg«. Künftig bleibt es still in der Timeline von Afelia, wie sich Weisband auf X nennt. »Twitter ist wie alles im Internet: Es war mal nützlich und wurde toxisch«, sagt Weisband. Sie wehrte sich jahrelang gegen Hater und Hetzer. Weisband schrieb gegen Falschinformationen an und analysierte das Vorgehen von Internet-Trollen, um zu beweisen, dass manche Nutzer aus ihrer Kommentarspalte zunächst Stimmung gegen Einwanderer machten, dann gegen Coronaimpfungen und sich schließlich auf Putins Seite im Krieg gegen die Ukraine schlugen. Es lohne sich nicht mehr, eine Plattform gegen Trolle und Rechtsextreme zu verteidigen, die Elon Musk als Ort zum Austoben auserkoren habe, sagt Weisband. Musk bestimme den Algorithmus und gewinne damit immer. »Und wenn Musk gewinnt, dann gewinnt der Antisemitismus und Rechtsextremismus.« Twitter sei nun endgültig zu einem Ökosystem aus reißerischen Inhalten geworden.

via spiegel: »Twitter war mal ein wirklich schöner Ort – nun verlasse ich ihn«

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