Unmittelbar vor den Wahlen zum US-Kongress am 8. November könnten Fehlinformationen auf Tiktok und Facebook nahezu ungehindert die Runde machen. Tiktok winkt bis zu 90 Prozent der Falschmeldungen bezüglich Wahlen durch, auch Facebooks Moderation übersieht viele Anzeigen und Inhalte mit falschen Informationen: Dieses düstere Bild zeichnet eine aktuelle Studie der britischen NGO Global Witness und des Forschungsteams Cybersecurity for Democracy (C4D) der New York University. Die Forscherinnen und Forscher haben für die Studie eigene Accounts erstellt und über diese irreführende Informationen über den Wahlprozess verbreitet, etwa ein falsches Datum für den Wahltag. Um nicht tatsächlich Wählerinnen und Wähler in die Irre zu führen, wurden die Inhalte über Werbeanzeigen eingereicht, die vor der eigentlichen Veröffentlichung durch den Moderationsprozess gehen und rechtzeitig wieder gelöscht werden können. Tiktok schnitt von den drei überprüften Plattformen deutlich am schlechtesten ab. Obwohl dort eigentlich keine politische Werbung erlaubt ist, genehmigte die Kurzvideoplattform neun der zehn von den Forschungsteams geschalteten Werbeanzeigen, die mit Fehlinformationen über die anstehenden Midterm-Wahlen gespickt waren. Ein falsches Wahldatum, Aufrufe zum doppelten Wählen, “damit die Stimme auch wirklich zählt”, und andere irreführende Meldungen sind offenbar kein Problem für Tiktok. Nur eine Anzeige, in der behauptet wurde, nur geimpfte Personen dürften wählen gehen, schaffte es nicht durch den Moderationsprozess. (…) Verbesserungsbedarf besteht offenbar auch bei Facebook. Über Test-Accounts eingereichte Werbeanzeigen, die wegen Falschinformationen und fehlender Verifizierung des Urhebers gegen die Nutzungsbedingungen verstießen, fielen häufig durch das Raster. Facebook akzeptierte 30 Prozent der englischsprachigen Anzeigen, die über einen britischen Account eingereicht wurden, und 20 Prozent der Anzeigen eines US-Test-Accounts. Bei spanischsprachigen Anzeigen lag der Anteil der akzeptierten Anzeigen mit Falschinformationen sogar bei 50 Prozent. Den für das Schalten politischer Werbung eigentlich vorgeschriebenen Verifikationsprozess umging man dabei auf einfachste Weise – durch das Nichtankreuzen der Option “Politische Werbung”.

via standard: Studie: Tiktok und Facebook sind extrem anfällig für Fake-Wahlinformationen