Das Recherchekollektiv Forensic Architecture enthüllt grobe Fehler und chaotisches Vorgehen im Polizeieinsatz der Terrornacht von Hanau. Über zwei Jahre nach dem rechtsterroristischen Anschlag von Hanau kamen vergangene Woche neue Erkenntnisse über den Polizeieinsatz in der Tatnacht ans Licht. Das britische Recherchekollektiv Forensic Architecture enthüllt im Rahmen der Ausstellung „Three Doors” im Frankfurter Kunstverein grobe Fehler in der Polizeiarbeit und wirft den Sicherheitsbehörden entsprechend gravierende Versäumnisse vor. „Das Fiasko von Hanau“ titelte die Frankfurter Rundschau wohl zutreffend angesichts der jüngsten Erkenntnis, dass das Haus des Täters nicht ausreichend bewacht oder umzingelt war, obwohl der Polizei zu dem Zeitpunkt bereits bekannt war, dass sich der Attentäter in dem Haus befand. In der Nacht des 19. Februar 2020 ermordete ein 43-Jähriger Hanauer neun Personen: Gökan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Ungar und Kaloyan Velkov. Innerhalb zwölf Minuten erschoss der Rechtsterrorist an mehreren Tatorten neun Menschen, die er nach augenscheinlichem Migrationshintergrund auswählte. Der Täter handelte sowohl bei der Auswahl der Tatorte, als auch während des Tatverlaufs planvoll und strategisch. Der rassistische und rechtsterroristische Anschlag wurde von ihm über Jahre geplant und vorbereitet. Mindestens fünf weitere Menschen wurden durch die über 50 abgefeuerten Schüsse verletzt. Der Attentäter flüchtete nachhause, erschoss dort zuerst seine Mutter und dann sich selbst. Das Gutachten der Gruppe um Forensic Architecture stellt Rechercheergebnisse der Tatnacht vor. Unter anderem wurden die Aufzeichnungen eines Polizeihubschraubers und tausende Seiten Ermittlungsakten detailliert untersucht und ausgewertet. Die wohl gravierendste Feststellung: der Attentäter hätte für über einer Stunde die Möglichkeit gehabt, das Haus, unbemerkt von der anwesenden Polizei, zu verlassen, um zu fliehen oder seine grausame Tat fortzusetzen. Denn obwohl drei Polizeieinheiten damit beauftragt ware das Haus und mögliche Fluchtwege zu sichern, waren diese teilweise mangelhaft positioniert oder haben ihren Standpunkt verlassen.
via belltower: Hanau POLIZEIVERSAGEN VON ZIVILGESELLSCHAFTLICHER INITIATIVE AUFGEDECKT
Von <a href=”//commons.wikimedia.org/wiki/User:Andreas_Schwarzkopf” title=”User:Andreas Schwarzkopf”>Andreas Schwarzkopf</a> – <span class=”int-own-work” lang=”de”>Eigenes Werk</span>, CC BY-SA 4.0, Link