Deutsche Rechtsextreme schließen sich dem bewaffneten Kampf in der Ukraine an. Auch wenn es bisher wenige sind: Die Sicherheitsbehörden sind alarmiert. Der Krieg in der Ukraine hat gerade erst begonnen, da beratschlagen deutsche Neonazis in internationalen Telegram-Kanälen bereits, wie sie sich am besten dem bewaffneten Kampf gegen Russland anschließen könnten: Soll man Fahrgemeinschaften nach Osten bilden? Oder einen Flixbus nehmen? Aktivisten aus der rechtsextremen Szene teilen Informationen über die besten Stellen, Geld zu wechseln, über angebliche Sammelpunkte in der Ukraine für Freiwillige aus Deutschland sowie Einreisemodalitäten. Unterstützt werden sie von Gleichgesinnten in der Ukraine, die bereits am Tag nach Kriegsbeginn Informationen in verschiedenen Sprachen verbreiteten und wenig später sogar eine deutschsprachige Kontaktperson im Land benannten. Neonazis aus Deutschland pflegen schon länger enge Kontakte zu Rechtsextremen in der Ukraine. Seit Jahren vernetzt sich die rechtsextreme Szene international immer stärker, angetrieben von dem gemeinsamen Gefühl, sich als angeblich bedrohte “weiße Rasse” gemeinsam verteidigen zu müssen. (…) Politisch sind die Rechtsextremisten in der Ukraine kein Massenphänomen, bei der Parlamentswahl 2019 scheiterten sie an der Fünfprozenthürde. Auch militärisch fallen sie wenig ins Gewicht. Das rechtsextreme Asow-Regiment hatte in früheren Zeiten schätzungsweise höchstens 2.500 Kämpfer, während die Armee der Ukraine derzeit über rund 450.000 verfügt. Einiges deutet jedoch darauf hin, dass es organisatorische Überschneidungen zwischen der rechtsextremen Einheit und der offiziellen internationalen Legion des Staates gibt. (…) Es scheint also, als wären die Grenzen zwischen der offiziellen internationalen Legion des Staates und dem rechtsextremen Freiwilligenregiment fließend. Diese Überschneidungen sind auch bei der Gründerin der Asow-Unterstützergruppe Intermarium Support erkennbar, deren Mitarbeiter auf Telegram ausländische Kämpfer rekrutieren. Olena Semenjaka, eine junge Frau aus Kiew, hat sich in den vergangenen Jahren als internationale Werbebotschafterin der Asow-Bewegung zu einer bekannten Figur der rechtsextremen Szene in der Ukraine entwickelt. Auf Anfrage von ZEIT ONLINE meldet sie sich angeblich aus dem “sicheren Mediencenter des ukrainischen Parlaments”. Sie arbeitet dort inzwischen als Assistentin eines Abgeordneten des ukrainischen Parlaments, der der Regierungspartei von Präsident Wolodymyr Selenskyj angehört. (…) Semenjaka spielte für die ukrainischen Rechtsextremen in den vergangenen Jahren eine wichtige Rolle. Sie arbeitete als internationale Sekretärin des Nationalen Korps, einer aus dem Asow-Regiment hervorgegangenen Partei. Es gibt Fotos, auf denen sie den Hitlergruß zeigt, auf anderen posiert sie mit Hakenkreuz oder dem Nazisymbol der Schwarzen Sonne. Ihre Mission sei es, aus der Asow-Bewegung eine Koalition rechtsextremer Gruppen in der westlichen Welt zu formen, um die Herrschaft in Europa zu übernehmen, sagte Semenjaka 2019 dem Time-Magazin. Seit Jahren reiste sie zu Rechtsextremisten im europäischen Ausland – nach Recherchen der ZEIT achtmal auch zu Veranstaltungen in Deutschland: auf Einladung der Partei Die Rechte und des NPD-Nachwuchses Junge Nationalisten oder 2018 als Rednerin auf einem Festival der Neonazis vom Dritten Weg.   

via zeit: Wie Neonazis für den Krieg in der Ukraine rekrutieren