In Wien sitzt ein Neonazi-Rapper in Untersuchungshaft, der mit seiner Hetze seinen Lebensunterhalt finanziert haben soll. Finanzermittlungen könnten wichtige Hinweise auf ein Netzwerk liefern, finden aber nicht statt. “Adolf war zu human, das war sein Kapitalfehler” – so lautet eine der mehr als 70 Textzeilen, mit der die Staatsanwaltschaft Wien Philip H. “nationalsozialistische Wiederbetätigung” nachweisen will; ein schwerwiegender Straftatbestand in Österreich, der mit langjährigen Haftstrafen geahndet werden kann. Schwierig dürfte das nicht sein, denn die Lyrics des österreichischen Rappers “Mr.Bond” sind eindeutig. Sie strotzen vor NS-Verherrlichung und Gewaltphantasien gegen Schwarze, Homosexuelle und Juden.Jahrelang hatte mutmaßlich Philip H. den Hass online gesät. Indem er bekannte Hits zu Faschisten-Hymnen umdichtete, erlangte der 37-Jährige in der extrem rechten Online-Community Bekannt- und Beliebtheit. So textete er Gucci Manes Lied “Supa Cocky” um zu “Supanazi”. Im Lied imaginiert sich H. als Nazi-Superheld, spinnt Mordphantasien gegen jüdische Kinder.Attentäter und Shoah gefeiertLaut Anklage der Wiener Staatsanwaltschaft, die report München vorliegt, soll er Bilder verbrannter jüdischer Babys online getauscht haben. Aus dem Lied “I Wanna Love You” von Akon & Snoop Dogg wurde bei “Mr.Bond” “I wanna gas you”. (…) Am 9. Oktober 2019, an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, versuchte der online radikalisierte Stephan B. in Halle an der Saale in eine Synagoge einzudringen. Für seinen Live-Stream vom Attentat spielte er ein Lied von “Mr. Bond.” Spätestens damit wurden die Behörden auf den österreichischen Neonazi-Rapper aufmerksam. (…) Am 9. Oktober 2019, an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, versuchte der online radikalisierte Stephan B. in Halle an der Saale in eine Synagoge einzudringen. Für seinen Live-Stream vom Attentat spielte er ein Lied von “Mr. Bond.” Spätestens damit wurden die Behörden auf den österreichischen Neonazi-Rapper aufmerksam. (…) Indes formieren sich auf Telegram Neonazis, die den Inhaftierten unterstützen wollen. Unter ihnen sind Neonazis aus ganz Europa, darunter auch User aus Österreich und Deutschland sowie zwei Aktivisten aus den USA, selbst fanatische Judenhasser: “Ich bin Nationalsozialistin im Sinne Adolf Hitlers”, schreibt Lindsey K.R. aus Massachusetts. Im vergangenen Jahr trat Lindsey K.R. beim neonazistischen “Miss Hitler”-Schönheits-Wettbewerb an, präsentierte sich online mit Hakenkreuz und Wehmachtsmütze; ein Vehikel, um Öffentlichkeit für den Inhaftierten Rapper zu schaffen, Spenden zu akquirieren. Dafür korrespondierte sie offenkundig auch mit der deutsch-kanadischen Holocaust-Leugnerin Monika Schaefer, wie es Screenshots aus einer Telegram-Gruppe belegen. Schaefer finde es “schön, dass junge Menschen”, wie Philip H. “auch den Kampf aufnehmen”.
via tagesschau: Neonazi-Rapper in Haft – Das Netzwerk des “Mr.Bond”