Fackelmärsche und „Spaziergänge“: Wie Corona-Proteste radikalisierter Querdenker aus Sachsen auch in anderen Bundesländern Schule machen. Die Telegram-Kommentarspalten der sogenannten „Freien Sachsen“ sind ein Hort des Hasses. Regelmäßig veröffentlichen User konkrete Todesdrohungen, fantasieren einen Bürgerkrieg herbei oder tauschen sich über verhasste Politiker und Politikerinnen aus. (…) Immer wieder finden sich in diesen Chats auch Hinweise auf die Wohnorte und Privatadressen der Parlamentarier. So ist es im Endeffekt wenig verwunderlich, dass Rechtsextremisten und Gegner der Corona-Maßnahmen tatsächlich Politiker zuhause aufsuchen, wie am Freitagabend vor Petra Köppings Privathaus in Grimma geschehen. Mit Fackeln und Plakaten hatten sich etwa 30 Personen vor dem Gebäude der Gesundheitsministerin unangemeldet versammelt und laut rufend ihren Protest zum Ausdruck gebracht. Die Ministerin befand sich zu dem Zeitpunkt nach Zeitungsberichten tatsächlich zu Hause. Als die Polizei eintraf, konnte sie die Identität von 25 Beteiligten feststellen, die versuchten mit mehreren Fahrzeugen zu flüchten. Parteiübergreifend wurde der Fackel-Protest als Einschüchterungsversuch gegen Köpping gewertet. (…) Die Führungsriege der Partei um den Chemnitzer Anwalt Martin Kohlmann von Pro Chemnitz und dem NPD-Politiker Stefan Hartung verfolgt dabei eine erfolgreiche Taktik der dezentralen Mobilisierung. Szenekenner beobachten seit Monaten, dass die Corona-Proteste in den großen sächsischen Städten wie Leipzig oder Dresden immer kleiner ausfallen, die Teilnehmerzahlen in der Provinz dafür stetig steigen.

via tagesspiegel: Nach Einschüchterungsversuch gegen Politikerin – Wenn die Wut in die Provinz wandert