Seit Wochen kündigt die „Querdenken“-Bewegung einen Generalstreik für den 1. Dezember 2021 an. Bürger:innen sollen ihre Arbeit niederlegen, es soll nicht eingekauft oder anderweitig konsumiert werden. Dazu wollen sich die „Querdenker:innen“ zu unangemeldeten Demos treffen, um wie so oft gegen die Corona-Maßnahmen zu protestieren. Doch bisher ist nur sehr wenig vom Generalstreik zu hören. Und selbst in Österreich, wo FPÖ-Chef Herbert Kickl zum Streiken aufruft, ist die Resonanz gering. Generell scheint vielen Beteiligten nicht ganz klar zu sein, was ein Streik genau bedeutet. Selbst Kickl, immerhin der ehemalige Innenminister der Alpenrepublik und gerade erst aus der Covid-Quarantäne zurück, scheint sich darüber nicht ganz klar zu sein: „Es gibt zwar in Österreich kein individuelles Streikrecht, aber natürlich kann sich jeder Urlaub oder Zeitausgleich nehmen.“ Im Urlaub streiken oder Überstunden abbauen, die Arbeitskämpfe der Vergangenheit wurden so jedenfalls nicht gewonnen. In Telegram-Gruppen wird dazu aufgerufen, sich in Formulare einzutragen, die auf Google-Dokumenten basieren, wenn man am Streik teilnehmen möchte: „Wenn auch Du ein Zeichen setzen möchtest und am Streik teilnehmen wirst, bitten wir, Dich beim Formular einzutragen“ (sic). Auch das eher ungewöhnlich im internationalen Arbeitskampf.
Tatsächlich sind Generalstreiks, zumindest als politische Streiks, in Deutschland und Österreich rechtswidrig. Auch das könnte ein Grund für die lauwarme Mobilisierung des Ex-Innenministers sein. Die deutsche Anti-Corona-Aktivistin Eva Rosen, die vor allem dafür bekannt ist, Spenden und Schenkungen von ihren Anhänger:innen zu sammeln, umgeht dieses Problem und ruft in einem Video zum „streichen“ auf und posiert mit einem unbenutzten Farbroller und dekorativen Farbklecksen im Gesicht. Ohnehin lassen viele der Streikaufrufe die Grenzen zwischen Realität und Satire verschwimmen. So mobilisiert etwa ein Mann namens Dave mit wirrer Frisur und großer weißer Sonnenbrille zum Streik. Der YouTuber lebt offenbar in Tansania — die Wahlheimat von „Schwindelarzt“ und „Querdenken“-Ikone Bodo Schiffmann — und dreht seine Videos in einer Art Partykeller mit Rauhfasertapete und Holzregalen in Eiche rustikal. Im Hintergrund stehen Schnapsflaschen und ein gerahmtes Bild von Xavier Naidoo: „Vielleicht wirkt ein Streik ja besser als eine Demo“, heißt es in einem seiner letzten Videos. Und: „Ok, 1.12. Ich steh schon mit dem Arsch an der Wand, da können wir das ja mal machen.“ Bescheidenheit oder Zurückhaltung sind offensichtlich nicht die Sache des Wahltansanianers: „Lasst uns doch mal was ausprobieren und einen neuen Eintrag in die Geschichtsbücher schreiben“.
via belltower: „Querdenken“ – FLOP STATT GENERALSTREIK