In der Kamenzer Straße befand sich bis Mai 1945 ein Außenlager des KZ Buchenwald. Über 5.000 weibliche Gefangene waren hier untergebracht. Für den Rüstungsbetrieb HASAG mussten sie Granaten, Munition und Panzerfäuste herstellen. Einen Monat vor der Befreiung wurden die Mädchen und Frauen auf einen Todesmarsch geschickt. Im Jahr 2009 fand vor dem Gelände eine Gedenkveranstaltung für die Opfer statt. Während die Überlebende Esther Bejarano (verstorben am 10. Juli 2021) zu den Teilnehmenden sprach, wurde es am Rand der Veranstaltung unruhig, als der Besitzer versuchte, auf sein Grundstück zu gelangen. Schon zu diesem Zeitpunkt habe man gewusst, dass ein „Rechtsextremer“ das Grundstück im Nordosten Leipzigs erworben hatte, bestätigte der damalige Polizeipräsident Horst Wawrzynski.Bereits im Juni 2008 hatte die TLG Treuhand Liegenschaftsgesellschaft mbH (TLG) aus Berlin die Objekte in der Kamenzer Straße 10 und 12 an Ludwig K. verkauft. Trotz seiner fragwürdigen, laut Grundbucheintrag heiratsbedingten Umbenennung in Ludwig „Prinz von Preußen“ handelt es sich eindeutig um den altgedienten Neonazi.
In der Antwort auf eine LZ-Nachfrage bei der TLG, die mittlerweile TLG Immobilien GmbH heißt, warum man einem Rechtsextremen das Grundstück verkauft hat, verweist man lediglich darauf, dass zu dieser Veräußerung von 2008 keine detaillierten Informationen mehr vorlägen. Das bundeseigene Unternehmen führe grundsätzlich umfangreiche und sorgfältige „Know Your Customer“ („kenne deinen Kunden“)-Prozesse durch. Dass man einem hiesigen Neonazi, der in die rechtsextreme Szene verstrickt ist, ein knapp 18.000 Quadratmeter großes, geschichtsträchtiges Areal verkaufte, fiel offenbar durch das angebliche Sorgfaltsnetz der heutigen TLG Immobilien GmbH. Warum solche Prüfungen von Käufer/-innen wichtig sind? „Der deutsche Immobiliensektor bildet zudem einen besonderen Schwerpunkt bei der Bekämpfung von Geldwäsche“, heißt es dazu aus dem Bundesfinanzministerium. Im Fall der Kamenzer Straße in Leipzig hat man sowohl auf notarieller als auch auf Unternehmensseite nicht genau genug hingeschaut. Ludwig K., geboren 1976, ist ein Leipziger Bauunternehmer und tauchte in der gehackten Kundenbank des rechten Onlineversandshops „Thor Steinar“ auf. Stadträtin Juliane Nagel (Die Linke) führt in ihrem Blog auf, dass Ludwig K. um die Jahrtausendwende in einer Justizvollzugsanstalt einsaß.
via l-iz: Ein ehemaliges KZ in Nazihand: In der Kamenzer Straße hat sich ein neuer Boxclub angesiedelt