Erst 1962 wurde ein deutscher Haftbefehl gegen den steirischen Ex-SS-Arzt ausgestellt. Als die Suche nach dem hundertfachen Mörder intensiviert wurde, war es zu spät. Als 1947/48 der Eishockey Club Bad Nauheim deutscher Vizemeister wurde, war die Freude groß, nicht zuletzt auch beim österreichischen Teammitglied Aribert Heim. Bereits als Schüler war Heim steirischer Meister im Diskuswurf gewesen, und als Medizinstudent spielte er Eishockey im Wiener Club EK Engelmann. Mit diese Mannschaft wurde er sogar zweimal österreichischer Meister sowie 1939 deutscher Meister und bekam in diesem Jahr die Sportehrennadel der Stadt Wien verliehen. Wenigen fiel bei den Feiern in Bad Nauheim auf, dass Heim kamerascheu war. Niemand wusste damals, dass er Gründe dafür hatte: Der damals 34-jährige Eishockeyspieler und Arzt hatte sich nur wenige Jahre zuvor als “Doktor Tod” und “Schlächter von Mauthausen” zwei grausame Beinamen erworben. Womöglich mehr als hundert Menschen Menschen waren im Konzentrationslager Opfer seiner sadistischen Brutalität geworden. Nach 1945 kam er dennoch so gut wie unbehelligt davon. Und als man endlich ernsthaft nach ihm zu fahnden begann, war es längst zu spät. Als Jungarzt bei der Waffen-SS Aribert Ferdinand Heim wurde 1914 in Radkersburg in der Steiermark geboren. Er studierte Medizin – zunächst in Wien und dann in Rostock. 1935 wurde er noch in Österreich illegales Mitglied der österreichischen NSDAP und der SA. Im April 1940 meldete er sich freiwillig zur Waffen-SS, bei der er 1944 den Rang eines SS-Hauptsturmführers erreichte. Ab August 1940 war er bei dem Sanitätsersatzbataillon der SS-Verfügungstruppe in Prag stationiert. Wenig später wurde er Lagerarzt im KZ Sachsenhausen und ab Juni 1941 im KZ Buchenwald. Im Juli 1941 kam er schließlich in das KZ Mauthausen bei Linz, wo der 27-jährige Jungarzt – sein Studium hatte er erst im Jänner 1940 an der Uni Wien beendet – wegen seiner Grausamkeit schnell gefürchtet war. Zu Übungszwecken führte er mindestens 243 medizinisch nicht indizierte Operationen an Häftlingen aus, oft sogar ohne Narkose. 53 seiner Opfer starben postoperativ. Gemeinsam mit Erich Wasicky tötete er hundertfach Juden durch diverse Injektionen direkt ins Herz. Die beiden wollten auf diese Weise herausfinden, welches Gift am schnellsten zum Tode führte (…) Der Fall Heim zeigt, wie es mit viel Glück und etwas Geschick seitens des Flüchtigen, sowie erheblichen Unzulänglichkeiten seitens der internationalen Fahndung, vielen Naziverbrechern gelingen konnte, ihrer Strafe zu entgehen. Bei genauerer Betrachtung zeigt er aber auch weitaus Bedenklicheres. Unter uns leben wohl immer Personen, deren korrupte Moral es erlaubt, in menschenverachtender Weise bestialische Untaten zu verüben. Dass solche Verbrecher auch unter Ärzten zu finden sind, die doch nach ethischen Prinzipien handeln sollten, ist bedrückend.
via standard: “DOKTOR TOD” Wie Aribert Heim, der “Schlächter von Mauthausen”, der Verfolgung entging