Seit rund zwei Wochen suchen Polizei und Militär in Belgien mit einem Großaufgebot wegen rechtsextremen Terrorverdachts nach dem Elitesoldaten Jürgen Conings. Auch Interpol hat ihn zur Fahndung ausgeschrieben. Conings ist in der Woche vor Pfingsten untergetaucht, seit 2019 gilt der Berufssoldat schon beim belgischen Militär als jemand, der durch rechtsextreme Positionen aufgefallen war. Laut Medienberichten wurde er seitdem auch vom Militärgeheimdienst beobachtet. Zudem seien ihm militärische Sicherheitsfreigaben entzogen worden, nachdem er etwa bei Facebook rassistische Inhalte und Drohungen verbreitet habe. Rief man kurz nach Beginn der Fahndung Conings privates Facebook-Profil auf dann erschien in der Linkzeile im Browser als Zusatz zur URL nicht sein Name oder die ID seines Profils sondern sein Alias „siegrune.walkuren“. Ende Mai war das Profil nicht mehr abrufbar. Medien berichteten, das Militär habe das „siegrune.walkuren“-Alias zuvor als Bekenntnis zur Waffen-SS bewertet. Ferner wurde berichtet, der 46-jährige Elitesoldat habe sich im Internet als Anhänger der rechtsradikalen und fremdenfeindlichen Partei „Vlaams Belang“ zu erkennen gegeben. Wegen seines Alias geriet Conings zudem ins Visier der Anti-Terror-Behörden. Nachdem in der Vergangenheit bereits Disziplinarmaßnahmen verhängt worden waren und er ausgerechnet in ein Waffen- und Munitionsdepot versetzt worden war, wurde er seit Mitte Februar dann als „sehr ernster“ Gefährder geführt. Die Armee erhielt diese Information allerdings nicht zeitnah. Kampf gegen Politik und Virologen Die Fahndung begann am 18. Mai. Zuvor hatte der Berufssoldat schwer bewaffnet seinen Stützpunkt in der Provinz Limburg verlassen. Er legte seine militärischen Auszeichnungen, die er für seine Auslandseinsätze erhalten hatte, am Grab seiner Eltern ab. Außerdem hinterließ er „Abschiedsbriefe“. Conings schrieb, er könne „nicht mehr in einer Welt leben, in der die Politiker und die Virologen uns alles genommen haben“ und kündigte Angriffe auf diese Feindbilder an. Später teilten die Ermittler mit, der Soldat habe am Montagabend, einen Tag vor Beginn der Fahndung noch dem Virologen Marc Van Ranst in der Nähe von Löwen aufgelauert. Löwen liegt nahe der belgischen Hauptstadt Brüssel. Der Wissenschaftler und seine Familie wurden umgehend in Sicherheit gebracht. Marc Van Ranst ist für Pandemie-Leugner und Schutzmaßnahmen-Gegner in Belgien eine ähnliche Hassfigur wie der Virologe Christian Drosten oder der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach in Deutschland. Einige Medien berichteten, Conings habe den belgischen Virologen regelmäßig auch zuvor schon über die sozialen Medien angefeindet und bedroht. Zudem wurden nach dem Untertauchen zeitweise Moscheen in der Provinz Limburg vorsorglich geschlossen oder verstärkt überwacht. Später berichteten Medien, dass neben Van Ranst auch neun andere Personen und deren Familien unter besonderem Schutz gestellt oder in Sicherheit gebracht wurden („Safehouse“). Suche im Grenzland Polizei und Militär suchen Conings mit einem Großaufgebot (…) Der 46-Jährige war schon in Jugoslawien, Bosnien, im Kosovo, Libanon, Irak und in Afghanistan in Auslandseinsätzen. Er war zeitweise Ausbilder beim Militär, kennt sich mit der Taktik, dem Vorgehen und Strategien seiner Kameraden aus. Die belgische Staatsanwaltschaft hatte nach dem Untertauchen einen Haftbefehl wegen „Mordversuchs und verbotenem Waffenbesitz in einem terroristischen Kontext“ gegen ihn ausgestellt. Später berichteten belgische Medien, dass Conings, der zudem Scharfschütze war, in der Vergangenheit auch Kampf- bzw. Gefechtstrainings für Mitglieder der rechtsextremen Gruppierung „Vlaams Legioen“ abgehalten haben soll.
via bnr: Rechtsextremer Soldat auf der Flucht: Jürgen Conings und sein Umfeld