Da kann das Grafik-Konzept noch so sweet sein, rechte Hetze und Nähe zu Identitären und AfD verbirgt es nicht. Der Kanal „Wir klären das“ der Rechtsaußen-Initiative EinProzent verdeutlicht zweierlei: die Verbindungen zwischen AfD und der Identitären Bewegung bleiben der Unvereinbarkeitsliste zum Trotz eng und die sogenannten „neuen” Rechten stellen sich nach wie vor gerne harmlos und nahbar dar. In der Video-Reihe „Wir klären das“ stellt AfD-Mitglied Marie-Thérèse Kaiser zentrale ideologische Konzepte der „neuen” Rechten, wie zum Beispiel Identität dar. Die 24-Jährige ist Kreisverbandsvorsitzende der Partei in Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen und kam laut eigener Aussage 2015 aus Enttäuschung über die CDU-Politik zur AfD. Kaiser beschreibt sich auf ihrem Twitter-Kanal stolz mit einem Zitat, das angeblich vom Rotenburger Aktionsbündnis gegen Rassismus kommt, als „sehr bedeutende Aktivistin der neuen Rechten“. Der Kontakt zu EinProzent kam laut Kaiser selbst auch über den rechtsextremen Think-Tank „Institut für Staatspolitik“ des Verlegers Götz Kubitschek zustande. Beide bisher erschienen Videos des neuen Kanals funktionieren nach dem gleichen Schema. Zuerst verweist Kaiser auf neutrale Definitionen der Wörter um die es in dem Video geht, beispielsweise aus dem Duden. Anschließend „erklärt“ sie die Begriffe mit einer „Schaut mal was hier WIRKLICH gemeint ist“-Attitüde ganz im Sinne der rechten Antidemokrat*innen von Identitären und AfD. Erklären bedeutet hier, dass sie die Begriffe in ein rechtes Weltbild einbettet, in dem Migration per se schlecht und der Erhalt der eigenen nationalen Identität von enormer Bedeutung sind. Sie nennt den UN-Migrationspakt einen „Pakt für mehr Migration“, bedauert, dass die Bedeutung der „ethnokulturellen Identität“ abnehme und spricht von „Ausländern mit deutschem Pass“. Dieser rassistische Nationalismus in Reinform, laut dem einzig und allein die Abstammung über die „wahre“ Nationalität und Identität eines Menschen entscheiden kann, kommt in einem Corporate-Design daher, wie es auch die öffentlich rechtlichen Kanäle von „funk“ verwenden könnten. Mit verspielten Memes und Zeichnungen, ganz im Stile von den bekannten Bildungsfernsehkanälen, wird Rechtsaußen-Ideologie transportiert, unter anderem mit Verweis auf den Philosophen Herder und den Nationalismus-Forscher David Miller. Hinter dem Kanal steht die Initiative „EinProzent“, zu deren Zielen es laut eigener Aussage u.a. gehört, eine „Gegenöffentlichkeit zu schaffen“ und sogenannte „Widerstandszentren“ zu errichten. Mit Revolutionskitsch und positiv besetzten Begriffen wie „Zivilcourage“ wirbt das Netzwerk um Spenderinnen. Das Ziel ist klar: rechte Akteurinnen sollen vernetzt, aktiviert und unterstützt werden. Vorsitzender ist der Verleger Phillip Stein, der enge Verbindungen zu Rechtsradikalen aller Art pflegt. Er ist Sprecher der stramm rechten „Deutschen Burschenschaft“, wurde 2018 von der AfD eingeladen im Bundestag zu sprechen und trat in einem Tagungszentrzum auf, das von der Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck mitgegründet wurde. 2017 beteiligte er sich an einem gewalttätigen Angriff auf einen Fotografen vor einem Verbindungshaus der „Burschenschaft Germania“ in Marburg.
via belltower: Hetze im Harmlos-Style – DER VIDEOKANAL “WIR KLÄREN DAS” VON EINPROZENT