Als am 6. Januar das Kapitol in Washington von einem Mob gestürmt wurde, filmten sich die Angreifer dabei selber – und streamten die Bilder teils live im Internet. Auf kaum moderierten Livestream-Plattformen wie DLive können die Aufrührer so nebenbei richtig Geld verdienen. Ein Ausschnitt aus dem Livestream DLive „Baked Alaska“ vom 06. Januar 2021: „Occupy the capitol, let’s go! (…) Thank you everyone for sharing this video, let’s get this video up! Over 10.000 people live! Watching me. Applause. America first, America first, America first!“ Ein Livestream, den der Neo-Nazi und Internet-Aktivist Tim Gionet, besser bekannt als „Baked Alaska“, von den Ereignissen im Kapitol sendete. 16.000 Follower sahen live zu, wie er mit anderen Trump-Unterstützerinnen und Unterstützern durch die Flure lief, in Büros eindrang und sich über politische Abgeordnete und Polizei lustig machte: „We need to get our guy Donald J. Trump into office, can we do that real quick? Baked Alaska on DLive! (…) Thank you for all the new followers, hit that follow button!“
Rechstextremer Hass live im Netz Der ehemalige BuzzFeed-Mitarbeiter Gionet hatte sich in den vergangenen Jahren zunehmend radikalisiert und war mit antisemitischen und rassistischen Aussagen aufgefallen. Nachdem ihn fast alle Mainstream-Social-Media-Plattformen wie Twitter, Facebook und auch YouTube gesperrt hatten, wich er auf Livestreams bei DLive aus – und zeigte hier etwa, wie er Supermarktpersonal anschrie, das ihn bat, eine Gesichtsmaske zu tragen, oder wie er wahllos Menschen auf der Straße mit Pfefferspray angriff. (…) Die Fans vergeben sogenannte „Lemons“ an die Streamer – hinter dieser Kryptowährung stehen echte Dollar. Nach Schätzungen von Experten hat etwa Tim Gionet allein am 6. Januar mehr als 2.000 Dollar verdient. DLive wurde 2017 von Charles Wayn als Konkurrenz zu der Gaming-Livestream-Plattform Twitch gegründet. 2019 hatte DLive nach eigenen Angaben fünf Millionen aktive User. Zuletzt hat sich das Netzwerk zu einem Sammelbecken für Rechtsextreme entwickelt. Prominente Figuren auf DLive sind etwa der Holocaust-Leugner und Trump-Anhänger Nicholas Fuentes oder der Comedian und Verschwörungs-Anhänger Owen Benjamin, so Shannon McGregor: „Einige der Stars dieser Plattformen sind das, was wir hier in den USA ‚Alt-Right Influencer‘ nennen
via dlf: Livestream DLiveWie die Kapitol-Stürmer mit rechten Live-Videos Geld machen