Die AfD wittert ein Komplott: Die etablierten Parteien planten angeblich einen groß angelegten Wahlbetrug. Ähnlich wie US-Präsident Trump versucht sie, das Vertrauen in demokratische Prozesse zu zerstören. Die Wahlen in einem Superwahljahr durchführen, wenn Menschenansammlungen wegen der Pandemie tunlichst vermieden werden sollen? Eine Möglichkeit ist, vermehrt auf Briefwahlen zu setzen. Der Landtag von Sachsen-Anhalt beschloss kürzlich, dass auch eine reine Briefwahl möglich ist, falls Urnengänge aus medizinischen Gründen untersagt werden müssen. Der AfD-Abgeordnete Robert Farle wetterte daraufhin vom Rednerpult des Plenums: “Diese ganze Pandemie ist ein Schwindel.” Die Neuregelungen zur Briefwahl gebe es nur, “um den größten Wahlbetrug dieses Landes im nächsten Jahr durchzuführen.” Gegenüber dem ARD-Magazin Kontraste erklärt Farle: “An welchen Stellen dieser Betrug dann auftreten wird, werden wir am Wahltag ja dann erleben.” Das ist kein Einzelfall. Auch im Thüringischen Landtag sät die AfD Zweifel an der Briefwahl: “Die Präsidentschaftswahl in Amerika ist ein Nachweis dafür, wie problematisch eine Briefwahl sein kann. Immer wieder tauchen Unregelmäßigkeit auf,” sagte der AfD-Abgeordnete Torgen Braga und kommt zum Schluss: “Das ist alles kein Zufall, dass genau jetzt eine Briefwahl eingeführt werden soll.” AfD-Landtagsfraktionen schalteten auf Facebook sogar Anzeigen, die die Briefwahl dämonisieren sollen, von “manipulationsanfällig” und “Wahlunregelmäßigkeiten” ist die Rede. Der AfD-Bundestagsabgeordnete und Ex-Vorsitzende des Rechtsausschusses, Stephan Brandner, legte nach: “Briefwahlen ermöglichen ein hohes Maß an Manipulation. Bereits bei vergangenen Wahlen wichen die Ergebnisse der Briefwahl signifikant von denen der Präsenz ab.” Tatsächlich hat die AfD in den vergangenen Wahlen bei Briefwählern schlechter abgeschnitten als bei Urnenstimmen. Bei der Bundestagswahl lag die AfD bei den im Wahllokal abgegebenen Stimmen bei etwa 14 Prozent, bei den Briefwahlstimmen lediglich bei zehn Prozent. Eine Erklärung liefert Michael Kunert, Wahlforscher und Leiter des Umfrageinstituts Infratest-Dimap: “Generell ist es so, dass in Städten sehr viel mehr Briefwahl genutzt wird als auf dem flachen Land. Im Westen wird mehr Briefwahl gemacht als im Osten. In Städten ist die AfD schwächer. Im Westen ist die AfD schwächer.”

via tagesschau: AfD wie Trump Die Mär von der gestohlenen Wahl