Corona hat 2020 das Leben dominiert und eine neue Dimension der Desinformation ausgelöst. Als das Virus noch nicht in Europa wütete, kursierten Behauptungen, die Gefahr werde verharmlost. Dann setzte sich die Erzählung vom “großen Schwindel” durch. Vor fast genau einem Jahr tauchten erste Meldungen über eine rätselhafte Lungenkrankheit in China auf. Es dauerte nicht lange, bis religiöse Fanatiker erste Untergangsszenarien und krude Erklärungen lieferten: Geistliche aus Tunesien und Ägypten behaupteten beispielsweise, China werde durch die Epidemie bestraft für den Umgang mit den Uiguren. Im Irak verbreitete ein politischer Kommentator die These, bei der Epidemie handele es sich um ein amerikanisch-jüdisches Komplott. Ziel sei es, die Weltbevölkerung zu dezimieren. Doch dies war nur der Auftakt für einen globalen Siegeszug von Verschwörungslegenden, die allesamt einer identischen inneren Logik folgen: Eine kleine Minderheit steuere Politik, Medien und Wissenschaft, so der Mythos, um einen finsteren Plan zu realisieren. Alle Verschwörungslegenden funktionieren nach diesem Prinzip – und sie knüpfen nahtlos an antisemitische Mythen wie die gefälschten “Protokollen der Weisen von Zion” an. Daher sprechen Fachleute von einer antisemitischen Struktur – auch wenn sich die Legende nicht explizit gegen Juden richtet.
via tagesschau: Corona-Verschwörungslegenden Neue Dimension der Desinformation