Knapp eine Million Euro für die AfD: Von der Spende eines Kollegen hatte sich Versandhandelsboss Udo Böttcher einst distanziert – obwohl das Geld von ihm kam. Nun verbreitet er nach SPIEGEL-Recherchen abermals AfD-Botschaften. Der Vorstandschef der Böttcher AG, Udo Böttcher, hat nach SPIEGEL-Informationen erneut AfD-freundliche Postings abgesetzt – nachdem er seine Social-Media-Profile vor wenigen Monaten noch bereinigt hatte. Böttchers Unternehmen, das in Thüringen ansässig ist und bundesweit Bürobedarf verkauft, war im Frühjahr in die Schlagzeilen geraten: Das damalige Aufsichtsratsmitglied Horst Jan Winter hatte der rechtsextremen AfD 999.990 Euro gespendet und dabei eine Briefkastenadresse hinterlassen. Unter anderem deswegen stand der Verdacht einer illegalen Strohmannspende im Raum. Dann kam heraus, dass das Geld für die Spende von Firmenchef und Millionär Böttcher selbst stammte, der von der Zuwendung an die AfD allerdings nichts gewusst haben will. Seine Erklärung: Er habe Winter das Geld geschenkt, weil dieser schwer erkrankt sei und das Geld für medizinische Behandlungen brauche. Nun wolle er es zurück, Winter verlor seinen Posten im Aufsichtsrat. (…) Damals hatte unter anderem der SPIEGEL die Profile Böttchers in sozialen Netzwerken ausgewertet, sie zeigten eine inhaltliche Nähe zur AfD. Bis Herbst 2024 teilte er Bilder von teuren Reisen, Freizeitaktivitäten und Luxusjets, danach postete er unter anderem das Video eines rechtsextremen Liedermachers, der bei AfD-Veranstaltungen auftritt. An anderer Stelle nannte Böttcher AfD-Chefin Alice Weidel »meine Kanzlerin« oder lobte eine Rede von ihr als »geil«, schrieb dazu »das sollte unser Traum von Deutschland sein«. Später löschte er die Postings und stellte die Kanäle auf nicht-öffentlich um. In den vergangenen Monaten teilte Böttcher nach SPIEGEL-Recherchen in seinem WhatsApp-Status wieder zahlreiche Beiträge, die AfD-Botschaften verbreiten. Darunter war etwa der Link zu einem Video des AfD-Bundestagsabgeordneten Maximilian Krah, in dem er sagt, dass die Europäische Union »ein bürokratisches Monstrum« sei und die Deutschen »in einen Krieg« führe. Böttcher kommentierte dies mit: »Einfache Erklärung zur EU«. Er teilte zudem einen Beitrag des AfD-Bundestagsabgeordneten Martin Sichert, in dem es heißt, die Meinungsfreiheit würde »zerhämmert«. Und: »Die AfD steht als einzige Partei für Meinungsfreiheit.« Dazu ist eine Zigarettenpackung abgebildet: Oben das Bild von der damaligen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), unten auf dem Schild, wo sich üblicherweise die Warnhinweise finden, der Satz: »Altparteien fügen der Meinungsfreiheit großen Schaden zu«. »Ein Mann mit Eiern« Unternehmenschef Böttcher freute sich auch über einen Mann, der aus der CDU aus- und in die AfD eingetreten war: »Ein Mann mit Eiern«. Außerdem sprang er der AfD zur Seite, als das Bundesamt für Verfassungsschutz sie als »gesichert rechtsextremistisch« einstufte. Und er schrieb rassistisch (und mit Tippfehlern) zu einem Bild von einem »schwarzpigmentniert mit einem Esel im Kornfeld«.
via spiegel: Nach hoher Spende an die Partei Chef der Böttcher AG teilt erneut AfD-Beiträge