Die Macher des »Compact«-Magazins verstanden sich nicht nur auf Propaganda: Sie warben nach SPIEGEL-Informationen viele Spenden ein. Ein Unterstützer wollte Vizekanzler Habeck offenbar »ein Auge ausschießen«. (…) Die Medienfirma, so heißt es in dem 79-seitigen Papier, sei eine rechtsextreme Organisation, die sich »in kämpferisch-aggressiver Weise gegen die verfassungsmäßige Ordnung« richte und »ihre Medienerzeugnisse gezielt als Sprachrohr« für aufwieglerische Propaganda missbrauche. Das monatlich erscheinende »Compact«-Magazin und seine digitalen Ableger verbreiteten demnach rassistische, antisemitische und verschwörungstheoretische Inhalte, »die offensiv den Sturz der politischen Ordnung propagieren«. Die Compact-Magazin GmbH und die mit ihr verbundene Conspect Film GmbH würden mit sofortiger Wirkung verboten, die Vermögen eingezogen. In einer Razzia rückten mehr als 300 Polizisten aus und durchsuchten Wohnungen und Büros von »Compact«-Aktivisten und Unterstützern in vier Bundesländern. In Falkensee bei Berlin weckten die Beamten »Compact«-Gründer Jürgen Elsässer, 67, und beschlagnahmten unter anderem Handys und Kommunikationselektronik, Unterlagen und Datenträger. Im hessischen Gießen filzte die Polizei die Wohnungen von Elsässers Frau und einem weiteren »Compact«-Mitarbeiter. Dabei stellten die Beamten Bargeld sowie mehrere Goldmünzen sicher, die in einem Tresor eingeschlossen waren. Im sächsischen Pirna wurden Polizisten bei Thorsten Thomsen vorstellig, einem rechten Aktivisten, der früher für die sächsische NPD-Landtagsfraktion arbeitete und laut Verbotsverfügung bei »Compact« nun als »Chef vom Dienst« wirkte – unter dem Namen »Daniell Pföhringer«. Thomsen soll demnach einer von drei Männern mit einschlägigen NPD-Bezügen gewesen sein, die unter Pseudonym für »Compact« tätig waren. In Sachsen-Anhalt schließlich erschienen Beamte bei Elsässers Geschäftspartner Kai Homilius sowie auf dem Rittergut des ehemaligen AfD-Politikers André Poggenburg – wo das »Compact«-Sommerfest stattfinden sollte. Dort beschlagnahmten sie einen Transporter samt Anhänger und professioneller Veranstaltungsausrüstung, offenbar die mobile Bühne der »Blaue Welle«-Kampagne. (…) Nebenher bettelten die Geschäftemacher von »Compact«, die sich gern als vom Staat verfolgte Freiheitskämpfer gerierten, um Spenden. Offenbar mit Erfolg: Laut Verbotsverfügung nahm die Compact-Magazin GmbH von August 2022 bis August 2023 rund 214.000 Euro an Spenden ein, unter anderem durch eine »Spendengala für ausgewählte Großspender und stille Gesellschafter«. Von Dezember 2023 bis Mitte Februar 2024 sammelte »Compact« demnach von rund 1100 Gönnern weitere 94.000 Euro ein. Mit dem Geld der Anhänger konnte Elsässer an der Verwirklichung seiner völkischen Träume arbeiten. Nach Erkenntnissen des Brandenburger Verfassungsschutzes fantasierte er unlängst über ein »Deutsches Demokratisches Reich«, kurz »DDR«. Björn Höcke war als »Reichskanzler« vorgesehen, André Poggenburg als »Reichskommissar für Inneres und Bandenbekämpfung«. Bewacht werden sollte dieses Reich von »gemischten deutsch-russischen Bataillonen«, und in Peenemünde könnte Elon Musk einen »Raketenbahnhof« errichten – just dort, wo Hitler einst seine vermeintlichen Wunderwaffen entwickeln ließ.
via spiegel: Verbotenes Rechtextremisten-Netzwerk Die lukrativen Spendengeschäfte des »Compact«-Magazins