Ganz sicher ist in diesem Fall bisher nur dies: Ein Neonazi hat drei Finger verloren. Anders als von ihm behauptet, waren die Täter aber wohl keine Antifaschisten. In rechtsextremen Kreisen zeigte man sich vor zwei Wochen noch überzeugt, dass die Täter einer Antifa-Gruppe zuzuordnen sein müssten. Einem 28-Jährigen waren in Chemnitz drei Finger abgehackt worden, er selbst behauptete, eine Gruppe Vermummter habe ihn im Stadtpark überfallen. (…) “Aus der Hammer-Bande könnte die Macheten-Bande geworden sein”, raunte die rechtsextreme Partei “Freie Sachsen” bei Telegram. Bekannter von W. soll die Finger abgetrennt haben Doch das ist wohl Unsinn. Wie das sächsische Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Chemnitz am Montag mitteilten, wird jetzt gegen W. selbst ermittelt: Ihm wird das Vortäuschen einer Straftat vorgeworfen. Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart sagte t-online, die Finger habe wohl ein 37 Jahre alter Bekannter des Neonazis abgehackt. Ob mit einer Machete, sei noch unklar: “Die Tatwaffe ist ebenso weg wie die Finger.” Absichtliches Täuschungsmanöver? Gegen den Bekannten von W. wird wegen schwerer Körperverletzung ermittelt. Über das Motiv für die Tat rätseln die Beamten noch. “Es kann sein, dass die Beschuldigten einvernehmlich gehandelt haben”, sagt die Staatsanwältin. Möglicherweise hätten sie dies getan, um politischen Gegnern das Ganze in die Schuhe zu schieben. Bisher haben sich weder W. noch sein Bekannter zu den Anschuldigungen geäußert. Allerdings wurden laut Polizei bei Wohnungsdurchsuchungen Beweismittel gesichert. In einer der beiden Wohnungen sei zudem Diebesgut aus einem vorausgegangenen Wohnungseinbruch aufgetaucht. Medienberichten zufolge könnte die Tat auch etwas mit Drogenkriminalität zu tun haben. W. soll demnach möglicherweise Schulden in der Chemnitzer Unterwelt gehabt haben. Der 28-Jährige sei unter anderem wegen Betrugs, Brandstiftung, Urkundenfälschung und Körperverletzung vorbestraft. Ursprünglich stamme er aus der Dortmunder Neonazi-Szene.

via t-online: Vortäuschen einer Straftat Neonazi drei Finger abgehackt – jetzt wird gegen ihn ermittelt

siehe auch: Neonazi soll Macheten-Angriff im Chemnitzer Stadtpark nur vorgetäuscht haben. Mitte August meldete die „Bild“, dass einem Neonazi im Chemnitzer Stadtpark drei Finger mit einer Machete „abgehackt“ worden seien. Verantwortlich waren angeblich mehrere Vermummte. Die rechtsradikalen „Freien Sachsen“ griffen den Fall auf und sprachen von „Macheten-Antifas“. Doch zwei Wochen später ist sich das LKA sicher: Das stimmt so nicht. Stattdessen ermitteln die Beamt*innen jetzt wegen des Verdachts einer vorgetäuschten Straftat. Die Ermittlungen richten sich gegen den schwer verletzten Neonazi selbst, aber auch gegen eine weitere Person. Diese wird einer schweren Körperverletzung verdächtigt. Bereits in der vergangenen Woche wurden die Wohnungen der beiden Männer durchsucht. Offiziell möchte das LKA noch immer nicht bestätigen, dass drei Finger abgetrennt wurden.

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