Kremlnahe Medien veröffentlichen Fotos, die offenbar das Haus von Wagner-Chef Prigoschin zeigen. Neben Geldscheinen und Waffen wurden auch Perücken und Pässe gefunden. Wo sich Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin derzeit genau aufhält, ist ein Geheimnis, angeblich soll er in Sankt Petersburg sein, das behauptet der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko. Wie der Chef der berüchtigten Wagner-Truppe jedenfalls zu wohnen pflegte, weiß nun die halbe Welt. Die kremlnahe Zeitung „Iswestija“ hat Fotos und Videos veröffentlicht, die angeblich in seinem Anwesen und Büro aufgenommen wurden, wo eine Durchsuchung stattgefunden haben soll. Was die Beamten dabei im Haus gefunden haben, erinnert an einen James-Bond-Film: Ein Arsenal an Waffen samt Munition, Säcke mit Bargeld, mehrere Perücken und Reisepässe. Die in St. Petersburg ansässige Website „Fontanka“ berichtete nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP, dass in Prigoschins Haus ein Foto mit „abgetrennten Köpfen“ gefunden worden sein soll. Prigoschins Kämpfern wurden wiederholt Übergriffe vorgeworfen. „Fontanka“ veröffentlichte zudem ein Foto, das einen großen Vorschlaghammer zeigt. Der Metallkopf trägt den Schriftzug „Bei wichtigen Verhandlungen“. Der Vorschlaghammer ist eines der Symbole der Wagner-Gruppe. Die Truppe erklärt, diese Waffe zu benutzen, um ihre Feinde hinzurichten oder zu foltern. (…) Indessen soll Prigoschin ebenfalls die Veröffentlichung von Filmmaterial planen, heißt es auf dem russischen Telegram-Kanal VChK-OGPU. Demnach behauptet er, dass russische Sicherheitskräfte wertvolle Gegenstände und Geld aus seinem Haus gestohlen hätten. Versteckte Überwachungskameras hätten dies aufgezeichnet und er wolle das Material bald veröffentlichen.
via tagesspiegel: Perücken, Pässe und Patronen: So lebt Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin
siehe auch: Putins Ärger mit Söldnerchefs: “Spielregeln ändern? Ernsthaft?” Während der Privatarmee-Betreiber und Rebell Jewgeni Prigoschin eine Woche nach dem Aufstand seine Millionen zurückerhält, muss Konkurrent Ramsan Kadyrow um seinen Einfluss fürchten: Aufstieg und Fall wechseln sich geradezu schwindelerregend ab. Verkehrte Welt, und zwar in rasender Folge: Vor einer Woche schien das Schicksal von Oligarch und “Wagner”-Söldnerchef Jewgeni Prigoschin besiegelt. Sein Aufstand scheiterte, seine Leute kehrten in die Kasernen zurück, Putin zeterte über “Verrat” und schwor Rache. Gleichzeitig schickte er ausgerechnet den tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow mit seinen Leuten los, um Prigoschins Truppe in Rostow am Don einzukreisen und unschädlich zu machen. Nur eine Woche später bietet sich das entgegengesetzte Bild: Prigoschin durfte von seinem Fahrer die von den Behörden beschlagnahmten Goldbarren und jede Menge Bargeld in St. Petersburg abholen lassen, führte augenscheinlich erfolgreiche Gespräche in Moskau und darf sich wieder allerlei Chancen ausrechnen, während Kadyrow einen Skandal aushalten und um seine Pfründe fürchten muss. Aufstieg und Fall wechseln sich offenbar im Wochenrhythmus ab, was nicht für Russlands innere Stabilität spricht. “Alles zurückgeben, was nicht verboten ist” Wie die St. Petersburger Zeitung “Fontanka” berichtete, bekam Prigoschin bzw. dessen Chauffeur nicht weniger als Rubel in Höhe von umgerechnet 100 Millionen Euro, mehrere Hunderttausend Dollar und fünf Goldbarren ausgehändigt: “Fontanka versucht nicht, in diesen Geschichten irgendeine Logik zu finden. Die Journalisten unserer Publikation können nur zusammenfassen und betonen: Wenn ein Strafverfahren gegen einen russischen Bürger aus Rehabilitierungsgründen eingestellt wird, wird alles zurückgegeben, was von ihm zuvor beschlagnahmt wurde und nicht für den Verkehr auf dem Territorium der Russischen Föderation verboten ist.” Offenbar muss Prigoschin also weder straf-, noch vermögensrechtliche Konsequenzen fürchten, und wer weiß, ob er nicht bald auch wieder mit der russischen Armee im Geschäft ist, der er Lebensmittel en gros lieferte. Erste Wortmeldungen des Söldnerführers liegen auch bereits vor, so dass seine Medienarbeit wohl auch nicht mehr lange brachliegen dürfte.