WIE MOBILISIERT DIE AFD AUF #TIKTOK?

Wir nehmen heute das Umfragehoch der AfD zum Anlass und beleuchten ihre Kommunikationsstrategien auf einer der wichtigsten Sozialen Plattformen, die von anderen Parteien noch massiv vernachlässigt wird: TikTok. Informationen auf TikTok werden in den meisten Fällen nach ihrem Unterhaltungswert beurteilt und erfahren demnach Verbreitung. Die Formel ist einfach, je höher der Unterhaltungswert, desto höher die Reichweite. Entertainment ist nach wie vor das entscheidende Element auf der Plattform. So überrascht es nicht, dass vor allem jene politischen Inhalte vom Algorithmus belohnt werden, die polarisieren. Davon profitieren gerade die Akteur*innen, die einfach kommunizieren und Politik unkompliziert erscheinen lassen. Wir nehmen heute das Umfragehoch der AfD zum Anlass und beleuchten ihre Kommunikationsstrategien auf einer der wichtigsten Sozialen Plattformen, die von anderen Parteien noch massiv vernachlässigt wird: TikTok. (…) Die AfD hat mit 200.100 deutlich die meisten Follower bei TikTok, und ihre 3,3 Millionen Likes sind auch die Spitze der Aufmerksamkeit. Es folgt die CSU mit 126.300 Followern, die SPD mit 79.500 Followern, die FDP mit 33.800 Followern und die Linke mit 21.500 Followern. Die CDU und die Grünen sind auf TikTok nicht aktiv. Gerade Letzteres ist bezeichnend für die unterschiedlichen Strategien der Parteien. Die AfD mobilisiert nicht nur ihre Wählerinnen und gewinnt neue potenzielle Wählerinnen hinzu, sondern ihr gelingt es auch die Grünen als erkennbares und willkommenes Feindbild zu stilisieren. Ein Bild, das auf der Plattform auch seitens der CSU gezeichnet wird. So haben die Grünen als Regierungspartei, diesen Narrativen auf dem am schnellsten wachsenden sozialen Medium als Partei nichts entgegenzusetzen, da sie schlichtweg nicht präsent sind. Die Masse macht’s? Die Account-Struktur der AfD Blickt man auf die verbreiteten AfD-Inhalte auf TikTok, fällt schnell auf: der Content wird nicht nur von der offiziellen Hauptseite der AfD geteilt, auch AfD-Politikerinnen sowie Unterseiten und Fanseiten der AfD machen reichlich Werbung für die Partei. Auch die Fraktionen der jeweiligen Bundesländer haben oftmals eigene TikTok-Accounts. Die Inhalte überschneiden oder ergänzen sich in vielen Fällen. So wird sichergestellt, dass aktuell gesetzte die gewünschte Aufmerksamkeit erfahren und gleichzeitig so dargestellt werden, wie die Parteilinie es vorsieht. Auch wird die Kommunikation so auf einzelne Regionen heruntergebrochen und erzeugt so mehr Nähe und persönlichen Bezug zu den Nutzerinnen. Nähe erzeugen auch rechtspopulistische Influencerinnen, die die Inhalte der Partei aufgreifen und auf ihren Kanälen für sie werben. Dadurch wirken die Videos weniger berechnend und Nutzerinnen sympathisieren durch die künstlich erzeugte Nähe mit den Influencerinnen. Und es gibt noch einen dritten wichtigen Baustein in der TikTok-Präsenz der AfD: die inoffiziellen Drittseiten und Fan-Seiten der AfD. Diese teilen AfD-nahe Inhalte, verbreiten ihre Ideen und werben für die Partei. Diese Kombination ermöglicht es der Partei, massenhaft Content auf die Plattform zu bringen und so enorm präsent zu sein. Doch die Strategien werden auch kombiniert: Der inoffizielle Account „mutzurwahrheit90“, der zunächst nur Sympathien für die AfD auf dem Kanal zu erkennen gab, entpuppte sich später beispielsweise als Ulrich Siegmund, Fraktionsvorsitzender der AfD im Landtag in Sachsen-Anhalt. Heute ist er tatsächlich der deutsche Politiker mit den meisten Followern auf TikTok. Dass AfD-Funktionäre TikTok aktiv nutzen, ist keine Seltenheit. 23 von 79 AfD-Abgeordnete nutzen die Plattform – mehr als jeder Vierte. Im Vergleich dazu nutzen lediglich vier von 206 SPD-Abgeordneten die Plattform. Die AfD hat zwar nur 11 Prozent aller Bundestagssitze inne, jedoch gehören 26 Prozent der TikTok-Accounts von deutschen Politikerinnen und Parteien zur AfD. So entsteht ein Kommunikationsungleichgewicht der Parteien und ihrer Akteurinnen auf TikTok.

via belltower: WIE MOBILISIERT DIE AFD AUF TIKTOK?