Im April tötete ein Wachmann einer Drogeriekette in San Francisco den 24-jährigen Banko Brown. Ein nun veröffentlichtes Video zeigt: Von Selbstverteidigung kann kaum die Rede sein. Im Jahr 2022 gab es in den Vereinigten Staaten von Amerika 20.262 erfasste Todesopfer durch Schusswaffen – eine gigantische, schwer vorzustellende Zahl. Klar, dass die Namen und Schicksale der dabei getöteten und ermordeten Menschen keine größere Aufmerksamkeit mehr auf sich ziehen. Etwas anders ist es nun im Fall des 24-jährigen Banko Brown. Am 27. April wurde der Schwarze transgeschlechtliche Aktivist von einem Sicherheitsmann einer Drogeriekette in San Francisco erschossen. Auch, weil die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Schützen ablehnte und ihn aus dem Gefängnis entließ, kam es zu Protesten. Aus dem von den Ermittler*innen nun veröffentlichten Überwachungsvideo geht deutlich hervor: Einen Anlass zum Schießen gab es nicht. Das hindert die zuständige Staatsanwältin nicht daran, auf ihrer Sichtweise zu beharren. Zu der Auseinandersetzung zwischen Brown und dem 33-jährigen Michael-Earl Wayne Anthony war es gekommen, als Brown versuchte, einige Lebensmittel in dem Laden zu stehlen. In den Wochen zuvor hatte der junge Aktivist, der andere in der transgeschlechtlichen Community unterstützte, seine Wohnung verloren. Er war von Obdachlosenunterkünften abgewiesen worden und hatte auf der Straße schlafen müssen. Das am Montag veröffentlichte Video, das die zuständige Staatsanwältin als entlastend gewertet hatte, zeigt nun den Hergang der Tat. Zunächst hält der Sicherheitsmann Brown beim Verlassen des Ladens auf. Es kommt zu einer Rangelei, dann schlägt er dem Ladendieb mehrfach ins Gesicht. Brown stürzt, der Wachmann versucht, ihn am Boden zu kontrollieren. Als Brown versucht, aufzustehen und zu fliehen, setzt der spätere Schütze weitere Gewalt gegen Brown ein, nimmt ihn in einen Würgegriff und bringt ihn erneut zu Boden. Eigentlich scheint die Situation geklärt. Doch dann steht die private Ladenwache einfach von Brown auf und lässt ihn augenscheinlich konsequenzenlos gehen. Der greift nach seiner in der Auseinandersetzung verlorenen Tasche mit den gestohlenen Lebensmitteln und läuft zur Tür – ohne, dass er vom Sicherheitsmann daran gehindert wird. Stattdessen hat die Wache inzwischen ihre Pistole gezogen. In der Tür stehend wendet sich Brown um und ruft dem Wachmann etwas entgegen, deutet körperlich an, ihn attackieren zu wollen – es wäre, das zeigt der Ablauf des bisherigen Kampfes, wohl ein aussichtsloses Unterfangen. Brown wendet sich ab und verlässt das Geschäft. Es ist der Moment, in dem der Wachmann eine Kugel auf den Fliehenden abfeuert Brooke Jenkins, die gewählte und in dem Fall zuständige Staatsanwältin, hatte sich im Wahlkampf um ihren Posten vor allem damit profiliert, Ladendiebe und Räuber*innen für begangene Eigentumsdelikte hart bestrafen zu wollen. Nach der initialen Festnahme des Wachmanns durch die Polizei entließ sie ihn einige Tage später wieder auf freien Fuß. Ihr Argument: Das Überwachungsvideo zeige “klar”, dass die Wache in Selbstverteidigung gehandelt hätte. Sie habe sich in tödlicher Gefahr befunden.
via queer: San Francisco Überwachungsvideo: Wachmann erschoss Schwarzen trans Mann grundlos