Warum es unerträglich ist, dass die antisemitischen Pointen der Kabarettistin als hintergründige Satire bezeichnet werden Kennen Sie den schon? »Den Juden Reparationen zu zahlen, das ist, wie dem Red-Bull-Gründer Mateschitz ein Red Bull auszugeben.« Oder den? »Die Erektion des schwarzen Glieds braucht alle sieben Liter Blut, über die ein Mensch verfügt.« (…) Hat Lisa Eckhart wirklich gerade genau das gesagt? Derweil schaut die Kabarettistin triumphierend ins Publikum. Hohe Einschaltquoten, aufgeregte Debatten, ausverkaufte Programme sind ihr gewiss. Die Form von Lisa Eckharts Auftritten ist so dicht am antisemitischen Original, dass man den doppelten Boden vergeblich sucht. Nun hat die umjubelte Österreicherin – »präziser Wortwitz, schlitzohrige Boshaftigkeit, böse Reime und pointierte Provokation« (3sat) – unlängst noch einmal nachgelegt. Und auch diesmal wusste Eckhart ganz genau, welche Knöpfe sie drücken muss, um sich nach längerer Abstinenz wieder ins Gespräch zu bringen. Am 9. November, dem Gedenktag für die bei den Novemberpogromen 1938 deportierten und ermordeten Juden – darunter macht Lisa Eckhart es nicht –, präsentierte sie im österreichischen Fernsehen ihren neuesten Judenwitz, diesmal über jüdische Nasen. Weiß ja schließlich jeder: Juden haben Hakennasen. Schon klar. Selten so gelacht. Das NS-Hetzblatt »Der Stürmer« lässt grüßen. Es ist etwas ins Rutschen geraten in der Bundesrepublik. Noch bis vor Kurzem wäre es undenkbar gewesen, dass auf der Bühne unter dem Deckmantel der Satire Judenwitze erzählt werden, ohne dass es einen öffentlichen Aufschrei gegeben hätte. Der Künstler wäre zur Persona non grata geworden – und zwar völlig zu Recht.
via jüdische allgemeine: Lisa Eckhart und die Judenwitze