Mit einer selbst gebauten Waffe soll der Attentäter von Halle Beamte bedroht haben, um aus der Haft zu fliehen. Nun werden neue Details bekannt – und die Generalstaatsanwaltschaft zieht den Fall an sich. Zwei Tage nach der Geiselnahme im Gefängnis Burg in Sachsen-Anhalt sind weitere Details über die Tat des Halle-Attentäters bekannt geworden. So soll der erste Justizbeamte, den der Täter in seine Gewalt brachte, um sein Leben gefürchtet und daher den Forderungen des Mannes nachgekommen sein. Das sagte die Gefängnischefin Ulrike Hagemann im Rechtsausschuss des Landtages von Sachsen-Anhalt, der wegen des Vorfalls zu einer Sondersitzung zusammengekommen war. Demzufolge machte der Rechtsextremist Stephan Balliet am Montagabend beim sogenannten Nachtverschluss dem überrumpelten Wachmann sofort klar, worum es ihm ging: »Wir gehen jetzt raus.« Dabei hielt er dem Beamten laut Hagemann »einen Gegenstand« unter die Nase, »der geeignet war, dem Bediensteten Angst einzujagen«. Am Abend erfuhren die Mitglieder des Rechtsausschusses mehr über diesen Gegenstand: eine offenbar mit Aufklebern von Lebensmittelverpackungen gebastelte Papierrolle, stabilisiert durch einen Bleistift oder eine Stifthülse, in Kombination mit einer Art Metallscharnier. Wie gefährlich dieses Teil war, ist auch den Ermittlern wohl noch nicht ganz klar. Nach SPIEGEL-Informationen jedenfalls gab Balliet damit im Laufe der Geiselnahme eine Art Warnschuss auf einen Gefängniszaun ab und drohte damit, auf seine Geisel zu schießen. Geiselnahme in der JVA Burg: »Die Bediensteten haben äußerst besonnen reagiert« 0 seconds of 2 minutes, 34 secondsVolume 0% DER SPIEGEL Dass der Fluchtversuch nach nicht einmal 45 Minuten scheiterte, führt Hagemann vor allem auf das professionelle Verhalten der Mitarbeiter zurück. Die erste Geisel habe umgehend Alarm ausgelöst, der zweite Mann in Balliets Gewalt sei für solche Situationen speziell ausgebildet worden. Er habe sehr geschickt gehandelt und die Krisensituation »fantastisch gelöst«. Beide Geiseln seien junge Männer: Der eine arbeite seit dem vergangenen Jahr im Gefängnis Burg, der andere seit diesem Sommer.
via spiegel: Fluchtversuch des Halle-Attentäters Justizbeamter soll bei Geiselnahme um sein Leben gefürchtet haben