Utøya, Christchurch und Hanau: Erst kommt Gewalt an Frauen, dann rechter Terror und oft genug fällt beides zusammen. Sexismus, Abwertung von Weiblichkeit und geschlechtsspezifische Gewalt dienen in Deutschland und International oft als Grundlage für rechte Gewalt. Gewalt an Frauen und marginalisierte Geschlechter ist in Deutschland ein krasses Menschenrechtsproblem und wird schulterzuckend von einer modernen Demokratie zur Kenntnis genommen. Statistisch gesehen versucht täglich ein Mann seine Frau umzubringen und an jedem dritten Tag gelingt ihm das. 2021 sind 113 Frauen umgebracht worden. 114.833 Frauen haben 2021 geschlechtsspezifische Gewalt erlebt, so Zahlen des Bundeskriminalamts von 2022. Die Zahlen zeigen lediglich das Hellfeld. Geschlechtsspezifische Gewalt hat ein gigantisches Ausmaß, denn nur ein Bruchteil wird zur Anzeige gebracht. Geschweige denn angeklagt oder gar verurteilt. Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter: Partnerschaftsgewalt, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Stalking, Menschenhandel, psychische und digitale Gewalt oder Feminizide, Tötungen von Frauen. Geschlechtsspezifische Gewalt an Frauen ist Ausdruck sexistischer und patriarchaler Gesellschaftsverhältnisse. Das ist der Kontext, vor deren Hintergrund geschlechtsspezifische Gewalt und Rechtsextremismus eingebettet werden muss. (…) Nicht zuletzt ergab eine Analyse der New York Times, dass die Amokläufer und Attentäter von El Paso, Dayton, Orlando und anderen Orten eines gemeinsam haben: Frauenhass. Sie waren bereits wegen häuslicher Gewalt, Vergewaltigung oder sexueller Nötigung aufgefallen oder verurteilt worden . Es zeigt sich, dass in den Biografien von rechtsterroristischen Attentätern und verschwörungsideologischen Gewalttätern die Abwertungen und Gewalthandlungen gegen Frauen oder weiblich gelesenen Personen auffallend oft zu finden sind: ein Männerrechtler, sogenannter Incel und Rassist tötet in Tallahassee/Florida (2018) in einem Yoga-Studio zwei Frauen und verletzt vier weitere. Er nennt Frauen, die sich mit Schwarzen Männern einlassen‚ Verräterinnen am eigenen Blut‘. Er war zuvor zweimal wegen Körperverletzung und sexualisierter Gewalt an Frauen angeklagt worden. Er bekundete seine Sympathien für den Isla-Vista Attentäter, der 2014 in Kalifornien sechs Menschen erschoss.  Die Verbindung geschlechtsspezifischer Gewalt und extrem rechte Gewalt ist kein US-Amerikanisches Phänomen, sondern auch in Deutschland virulent: So bedrohte der Attentäter von Hanau, der 2020 neun Menschen aus rassistischen Motiven erschoss, zuvor eine Sexarbeiterin. Er zeigte ihr seine Waffen und ein von ihm verfasstes Drehbuch, in dem am Ende eine Frau umgebracht wurde, sowie Sexspielzeuge, die nach enormer Gewaltanwendung aussahen. Dann schaltete er eine Kamera ein und forderte sie auf zu tanzen, als wäre es ihr ‚letztes Mal‘. Von der Toilette aus verständigte die Frau die Polizei. Der Hanau-Attentäter ist im Anschluss an das Attentat in die elterliche Wohnung gefahren und hat dort seine Mutter erschossen.  In Idar-Oberstein/ Rheinland-Pfalz erschoss 2021 ein Mann aus dem Querdenken-Spektrum den Mitarbeiter einer Tankstelle, nachdem dieser ihn darauf hingewiesen hat, im Geschäft eine Maske zu tragen. Die Waffe stammte von seinem Vater, der ein Jahr zuvor versucht hatte, damit seine Frau zu töten, und sich anschließend selbst richtete.

via belltower: Frauenhass und Rechtsextremismus DIE WECHSELWIRKUNGEN VON ANTIFEMINISMUS UND RECHTER GEWALT