Die antisemitischen Ludendorffer weiten ihre Aktivitäten im Brauchtumsbereich aus. Eigene Räumlichkeiten reichen dafür nicht mehr. Der Herbstball der Ludendorffer war für den 8. „Gilbhard“ (Oktober) in Kirchberg an der Jagst (Baden-Württemberg) geplant. Ähnlich wie beim völkischen Tanz in den Mai im nahen Hüttlingen sollte dafür sogar eine regionale Stadthalle angemietet werden. Dazu kam es nicht, weil anscheinend die Vorlage eines Ausweises für die Anmeldung verweigert wurde. Auf Widerstand stießen die Mitglieder des antisemitischen „Bund für Gotterkenntnis-Ludendorff“ im Landkreis Schwäbisch Hall lange nicht. Seit 1972 trifft sich die Anhängerschaft der Mathilde Ludendorff im eigenen Domizil, dem „Jugendheim Hohenlohe“ in Herboldshausen. Dort finden Recherchen des Journalisten Timo Büchner zufolge nicht nur eigene, sondern auch Veranstaltungen anderer neu-rechter und rassistischer Organisationen statt. Die „Volkstanzfreunde“ wichen an keinen unbekannten Ort aus: Der Gasthof von Fabian Rimbach in Marlishausen bei Arnstadt gilt längst als vielfältiger Szene-Treff. Am letzten Samstag reisten mindestens 30, zum Teil voll besetzte Fahrzeuge mit überwiegend jungen Leuten und Kindern u.a. aus Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt an. Nicht alle der Anreisenden schienen mit Volkstanz vertraut, es schien eine eher offene, für Szeneinteressierte angedachte Veranstaltung zu sein. Mehrere TeilnehmerInnen kamen aus Berlin wie Alrik D., der für den Einlass in Marlishausen sorgte. D. entstammt einer Ludendorff-„Sippe“, studierte an der Bergbauuniversität in Freiberg. Bekanntester Gast des Herbsttanzes war der neonazistische Blogger Nikolai Nerling, der seit längerem die Nähe zu dieser Organisation sucht. Es reisten AnhängerInnen der Identitären Bewegung aus Schwaben an sowie aus dem völkischen Kreis des Sturmvogel-Deutscher Jugendbund. Mit dabei auch eine Frau aus Brandenburg, die mehrmals an den Schetinin-Seminaren der ISKA Akademie im niedersächsischen Lüsche teilgenommen hatte. Mit Familie erschien die langjährige Ludendorff-Organisatorin Ingrid B. aus dem Saarland, die in Einladungen namentlich benannt wird. B. ist nebenher auch als Leiterin von Kinderfreizeiten des NABU-Nachwuchses in Zweibrücken tätig. Herbsttanz-Teilnehmer Gerfried Soyka zählte zu den Älteren – auch er entstammt einer bekannten Ludendorff-Familie. In Oberösterreich war Soyka als Lokalpolitiker der FPÖ tätig. Fabian Rimbach betreibt nicht nur den Landgasthof am alten Bahnhof in Marlishausen, er braut zudem Bier, tritt für AfD als „sachkundiger Bürger“ an und nahm die szeneinterne Laienspielgruppe „Friedrich Schiller“ bei sich auf, als die 2018 für ihr „Tell“-Stück in Bischofswerda probten. Rimbach führte die „Schlesische Jugend“ als Bundesvorsitzender an. Dennoch findet seine Immobilie im aktuellen Verfassungsschutzbericht Thüringens als rechtsextremer Szenetreffpunkt keine Erwähnung mehr. Dabei fand dort noch im Juli 2022 ein „Lesertreffen“ der „Deutschen Warte“ statt, an dem u.a. Axel Schlimper von der mittlerweile aufgelösten Europäischen Aktion, diverse NPD-Mitglieder und eine Frau aus der Kerngruppe des Anastasia-Landsitzes „Weda Elysia“ teilnahmen. Im April 2022 fand der Bundesparteitag der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ in dem Lokal statt, wie Fotos von Recherche Nord belegen.

via endstation rechts: Völkische weichen nach Thüringen aus