In der US-Stadt Buffalo tötet ein 18-Jähriger zehn Menschen. Er überträgt die Tat live, begründet sie ideologisch im Internet – und orientiert sich damit an vorherigen Attentaten. Der rechtsextreme Terrorismus ist längst weltweit miteinander verbunden. Doch dessen Strategien zu durchblicken, fällt Medien noch immer schwer. Zwei Minuten. So lange soll die Übertragung dieses Mal nur gedauert haben, dann sei sie schon beendet worden, erklärte ein Sprecher von Twitch gegenüber Medien. Twitch gehört zum Amazon-Konzern, eigentlich werden hier Videospiele live gestreamt. Doch immer wieder nutzen auch Rechtsextreme das Portal, um ihre mörderischen Taten zu zeigen. So wie jetzt auch im Fall von Buffalo. Eine Tat, bei der am Ende zehn Menschen ermordet und drei weitere verletzt sind, insgesamt elf dieser 13 Opfer sind schwarz. Der Täter, ein 18-jähriger Weißer, bezieht sich auf den rassistischen Anschlag im deutschen Halle von 2019. Auch dort konnte die Welt live im Internet mit dabei sein, wieder auf Twitch, ganze 36 Minuten lang. Und auch damals nennt der Täter Vorbilder, beispielsweise den Angriff auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch wenige Monate zuvor, bei dem 51 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt wurden. Ebenfalls gestreamt in Echtzeit. Rechtsextremismusforscher widerspricht Einzeltätertheorie Christchurch, Halle, nun Buffalo. Jedes Mal ist von Behörden und in Medien die Rede von „Einzeltätern“. Und jedes Mal weisen Experten auf die rechtsextremen Strukturen hin, die es gibt. Experten wie Miro Dittrich. Der Rechtsextremismusforscher beschäftigt sich bei der gemeinnützigen Organisation CeMAS mit Propaganda, Vernetzung und Radikalisierung dieser Szene. Für ihn steht fest: Es handelt sich nicht um „Einzeltäter“, sondern eine „Community“, die in einer digitalen Welt lebt, in der Grenzen keine Rolle spielen, so Dittrich im Deutschlandfunk. „Ja, diese Menschen handeln alleine im Sinne, dass sie alleine losziehen und ihre Taten begehen.“ Eigentlich aber würden sie im Rudel jagen. Es sei kein Zufall, dass diese Leute nach den gleichen Plänen handeln würden und sich dabei der Livestream etabliert habe, so Dittrich. „Dass die Inhalte immer die gleichen sind, zeigt ja ganz klar, dass es sich hier nicht um einzelne Personen handelt, die agieren, sondern sie aus einer Gemeinschaft kommen, die gleich denkt.“ Seit 2018 erlebe die Welt die neueste rechtsextreme Terrorwelle, deren Akteure sich über Plattformen wie 4chan miteinander austauschen würden. Auch Telegram spiele eine große Rolle als Ort, an dem viele Menschen an verschwörungsideologische Inhalte gelangt seien. Große Plattformen wie Facebook oder auch Twitch seien zwar besser darin geworden, rechtsextreme Inhalte auszuschließen, stellt Dittrich fest. Doch zu finden seien sie zum Teil auch dort weiterhin.

via deutschlandfunk: Attentat von Buffalo Der international vernetzte Rechtsterrorismus

siehe auch: “Inlandsterrorist” wohl auf Discord und 4chan radikalisiert Der Attentäter von Buffalo, ein 18-jähriger Weißer, hat seinen Anschlag auf Schwarze live im Internet gestreamt. Nach einem Attentat in Buffalo, USA, gibt es Hinweise auf eine Radikalisierung des Täters in Internetforen und Imageboards wie 4chan. Der Anschlag hatte offenbar das bewusste Ziel, Schwarze zu töten. Es existiert ein Manifest, das dem Täter zugeordnet wird und in dem steht, dass er sich auf Discord und Imageboard radikalisiert habe. (..) Der Täter soll seine Tat auf Twitch von einer Helmkamera gestreamt haben. Zudem soll er sie vorab auf der Messenger- und Konferenzplattform Discord angekündigt haben, damit Gleichgesinnte das Video herunterladen und somit archivieren können. In dem ihm zugeordneten Manifest bezeichnet der Täter den Attentäter von Christchurch aus dem Jahr 2019, Brenton Tarrant, als Inspiration. Gerade auch dessen Livestream der Tat habe ihn radikalisiert. Er spricht ausdrücklich von “Radikalisierung”, als angeblich “einzige Antwort auf Degeneration”.