Vor dem Krieg hat Maria Avdeeva zu russischer Desinformation geforscht. Jetzt filmt und fotografiert sie in ihrer Heimatstadt Charkiw die Zerstörungen durch die Angriffe der russischen Truppen. In der Nacht, sagt Maria Avdeeva, sei es besonders schlimm. Die wissenschaftliche Leiterin des ukrainischen Thinktanks „European Experts Association“ lebt in der umkämpften Stadt Charkiw im Osten des Landes. Keine 40 Kilometer sind es von hier bis zur russischen Grenze. Fliehen will Avdeeva dennoch nicht. „Mein Smartphone“, sagt sie, „ist meine Waffe.“ Avdeeva bleibt, um die Spuren der Verwüstung zu dokumentieren und die Kriegsverbrechen der Russen in der zweitgrößten Stadt der Ukraine aufzuzeigen. „Ich will der Welt zeigen, was hier wirklich geschieht“, sagt sie im Gespräch mit profil. (…) Bis der Krieg losging, hat die Politologin über russische Desinformation geforscht, schrieb Berichte und sprach auf Konferenzen. Nun nutzt sie die hellsten Stunden des Tages, um durch die Straßen und Gassen Charkiws zu gehen, macht Fotos und Videos von zerbombten Häusern und lädt sie auf Twitter hoch. Ihr Tag beginnt mit einer Recherche in den sozialen Medien, Avdeeva versucht sich ein Bild davon zu machen, was in der Nacht geschehen ist. Gegen Mittag verlässt sie das Haus und besucht die Orte, die getroffen wurden. Rund zweieinhalb Kilometer sind es von ihrer Wohnung bis ins Zentrum der Stadt. Der historische Kern liegt in Schutt und Asche, die Straßen sind mit Trümmern übersät.
via profil: Maria Avdeeva: „Mein Smartphone ist meine Waffe“