Wie häufig sind Nebenwirkungen bei Corona-Schutzimpfungen? Häufiger als bekannt, behauptet eine umstrittene Studie. Deren mutmaßlicher Autor gehört nach SWR-Informationen allerdings dem “Querdenker”-Milieu an. Der Heidelberger Virologe Hans-Georg Kräuslich hatte schon früh Zweifel an der Studie, die die Krankenkasse BKK Provita vorgestellt hatte. Nach dieser Studie sind Nebenwirkungen bei Corona-Impfungen wesentlich häufiger als bekannt. Kräusslich vermutete, dass es dabei um “ganz normale Impfreaktionen” ging. Die Kasse selbst sprach von einem “Alarmsignal” und von einer Gefahr für die Patienten, was Kräusslich zurückwies. Der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte vermutete hinter der Studie “Unwissen oder Täuschungsabsicht” und verurteilte sie als “Unfug”. (…) Die Datengrundlage der Studie ist demnach mehr als zweifelhaft, offenbar wurden darin selbst leichte grippeähniche Symptome mit schweren ernsthaften Nebenwirkungen gleichgestellt
siehe auch: „BKK ProVita“-Bericht sorgte für Wirbel. Analyst von umstrittener Studie zu Impfnebenwirkungen stammt aus Querdenker-Milieu. Vergangene Woche sorgte eine kleine gesetzliche Krankenkasse für Wirbel: Einer eigenen Analyse zufolge komme es viel häufiger zu Impfnebenwirkungen als bisher bekannt. Doch die Auswertung wurde nach SWR-Recherchen von einem Mann gemacht, der sich im Querdenker-Milieu bewegt. Die vermeintlich alarmierende Datenanalyse zu bislang möglicherweise unentdeckten Impfnebenwirkungen, mit der die gesetzliche Krankenkasse BKK ProVita seit vergangener Woche für Schlagzeilen sorgt, hat nach SWR-Recherchen ein in der Querdenker-Szene gefragter Interviewpartner durchgeführt. Der Urheber der Auswertung, Tom Lausen, fiel dort schon mehrfach mit fragwürdigen Methoden und vor allem stimmungsanheizenden Analysen auf. Im Dezember veröffentlichte er im Rubikon-Verlag das Buch: „Die Intensiv-Mafia: Von den Hirten der Pandemie und ihren Profiten“. (…) In der Analyse wurden Diagnose-Codes untersucht, die Ärzte zur Abrechnung mit der Krankenkasse verwenden. Das bedeutet, dass alle Fälle, bei denen sich Patienten nach der Impfung zum Beispiel mit grippeähnlichen Symptomen haben krankschreiben lassen, in der Analyse mit ernsthafteren Nebenwirkungen gleichgestellt werden. Ebenso ging aus der vorgestellten Analyse keine Unterscheidung von Verdachtsfällen und tatsächlich bestätigten Nebenwirkungen nach einer Impfung hervor. Wie die Bundesärztekammer auf SWR-Nachfrage mitteilt, handle es sich bei solchen von Ärzten vorgenommenen Meldungen „um Verdachtsfälle von Nebenwirkungen, bei denen im Einzelfall der Kausalzusammenhang nicht belegt ist”.
