Mehr als 450 Rechtsextremisten werden von der Polizei gesucht. Einige haben sich schon vor Jahren abgesetzt, bis hin nach Südostasien. Die Zahl der untergetauchten Rechtsextremisten bleibt auch in diesem Jahr hoch. Die Polizei fahndete zum Stichtag 31. März mit 602 Haftbefehlen nach 459 Neonazis und weiteren Rechten. Insgesamt 118 Personen werden wegen eines Gewaltdelikts gesucht. In mehr als 100 Fällen sind die Haftbefehle schon mindestens drei Jahre offen. Allerdings geht es nur bei 114 verschwundenen Rechtsextremisten um politisch motivierte Straftaten. Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke und ihrer Fraktion hervor. Das Papier liegt dem Tagesspiegel vor. Im September 2020 hatte die Polizei mit 628 Haftbefehlen insgesamt 477 Rechtsextremisten gesucht. Das Ministerium sagt, 264 Haftbefehle konnten vollstreckt werden oder erledigten sich durch Zahlung einer Geldstrafe. In der Zeit bis Ende März 2021 kamen jedoch viele neue Haftbefehle hinzu. „Auf jeden Nazi, dessen Haftbefehl sich erledigt, kommt ein anderer, der neu gesucht wird“, monierte Jelpke und warf der Bundesregierung Gleichgültigkeit vor. Nach Erkenntnissen der Polizei befanden sich Ende März mutmaßlich 64 gesuchte Rechtsextremisten im Ausland. Das Innenministerium zählt 30 Staaten auf, von Österreich bis nach Afghanistan. Die meisten Untergetauchten, jeweils sieben, werden in Österreich und Polen vermutet, weitere sechs in der Schweiz. Es fehlt allerdings die Türkei, dorthin hatte sich bekanntlich der rechtsextreme Coronaleugner Attila Hildmann abgesetzt. In der Liste ist allerdings ein bizarrer Fall enthalten, über den der Tagesspiegel im September 2019 berichtet hatte. Ein gewalttätiger Rechtsextremist aus Sachsen, der einen Afghanen zusammengeschlagen und weitere Straftaten verübt hatte, setzte sich 2018 nach Kambodscha ab.
via tagesspiegel: Polizei fahndet nach Neonazis – Hunderte Rechtsextremisten untergetaucht
