#Christchurch-#Attentäter hat sich vor allem auf #Youtube radikalisiert – #terror

Neuseeländische Regierung veröffentlichte fast 800 Seiten starken Untersuchungsbericht zum rechtsradikalen Terroranschlag. Kritiker bezeichnen ihn als intransparent. Im März 2019 erschütterte ein rechtsradikaler Terroranschlag Neuseeland und kostete 51 Menschen das Leben. Nachdem der Attentäter vergangenen Sommer zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung verurteilt worden war, veröffentlichte die neuseeländische Regierung nun einen Untersuchungsbericht zum Anschlag. Abgesehen davon, dass die lokale Polizei bei der Vergabe der Schusswaffenlizenz auf ganzer Linie gescheitert ist, sticht besonders eines vor: Der Attentäter wurde primär auf Googles Videoplattform Youtube radikalisiert. Ein Umstand, mit dem Jacinda Ardern, die neuseeländische Premierministerin, auch die Google-Führung konfrontieren will. Youtube geriet schon öfters in Kritik, weil die Plattform die Verbreitung rechtsradikaler Inhalte erleichtere, so “The Verge”. Diskutiert wird dabei vor allem der personalisierte Algorithmus, der manchen Nutzern mit der Zeit immer extremere Inhalte vorschlage, lautet der Vorwurf. Zwar sind die Meinungen bezüglich dieses Themas gespalten, manche Forscher gehen aber davon aus, dass das Geschäftsmodell perfekten Nährboden für Radikalisierung biete – denn provozierende Inhalte würden belohnt und kombiniert mit dem Algorithmus, der Nutzer fesseln soll, erklärt “The Verge” weiter.

via standard: Christchurch-Attentäter hat sich vor allem auf Youtube radikalisiert

“#Staatsstreichorchester” – Sitzt Drahtzieher hinter Serie rechtsextremer Drohschreiben schon in U-Haft? – #terror

Fast zwei Jahre lang werden rechtsextreme Drohschreiben verschickt. Im Frühjahr stoppt die Serie plötzlich. Möglicherweise weil der Täter seither wegen einer anderen Straftat in Berlin in U-Haft sitzt. Der Urheber einer Serie von Droh-Mails mit rechtsextremen Inhalten sitzt möglicherweise in Untersuchungshaft, weil er bei einer anderen Straftat als Verdächtiger gilt. Wie das ARD-Hauptstadtstudio und das ARD-Politikmagazin Kontraste aus Sicherheitskreisen erfuhren, deutet einiges daraufhin, dass der 33-jährige Emil A. knapp zwei Jahre lang Drohungen an Politiker, Journalisten, Redaktionen und Prominente verschickt hat – unterzeichnet mit “die Musiker des Staatsstreichorchesters”. Die Empfänger wurden meist wüst rassistisch beschimpft oder mit dem Tode bedroht. Der oder die Verfasser hatten sich als Teil eines rechtsterroristischen Netzwerks ausgeben, das über kurz oder lang einen Staatsstreich plane. Die ersten Schreiben tauchten Ende 2018 auf. In diesem Frühjahr stoppte die Drohserie dann plötzlich. Emil A. ist italienischer Staatsbürger und steht ab Freitag wegen räuberischer Erpressung vor dem Amtsgericht Tiergarten. Er soll versucht haben, den britischen Gesundheitsdienst zu erpressen. Am 26. April dieses Jahres erhielt der National Health Service (NHS) eine E-Mail, in der zehn Millionen britische Pfund in Bitcoins gefordert wurden. Andernfalls würde in einem nicht näher benannten Krankenhaus in Großbritannien eine Bombe gezündet. Bis zum 13. Mai wurde dem NHS Zeit gegeben, das Geld zu liefern. Es folgten 17 weitere E-Mails an den NHS, in denen Zahlungsmodalitäten konkretisiert und weitere Drohungen geschrieben wurden, alle verschickt über das anonyme Tor-Netzwerk. Britischen Ermittlern gelang es dennoch, die Spur des mutmaßlichen Erpressers zurückverfolgen – und zwar nach Berlin. Am 15. Juni nahm ein Spezialeinsatzkommando der Berliner Polizei einen Tatverdächtigen fest. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Emil A. hinter dem Erpressungsversuch steckt. Seit seiner Festnahme sitzt A. in der Justizvollzugsanstalt Moabit in Untersuchungshaft. Das Landgericht Berlin hatte den Fall ans Amtsgericht verwiesen. Im Falle einer Verurteilung werde er maximal vier Jahre bekommen, so die Begründung. Schließlich habe er gar nicht über die Möglichkeiten verfügt, seine Drohung in die Tat umzusetzen. Die Ermittler allerdings halten es für sehr wahrscheinlich, dass Emil A. noch für ganz andere Dinge verantwortlich ist – nur beweisen können sie es bisher nicht. Denn als seine Wohnung gestürmt wurde, gelang es ihm noch in letzter Sekunde, seinen Laptop zuzuklappen und auf diese Weise eine Verschlüsselung zu aktivieren, die bisher nicht geknackt werden konnte. Die Berliner Staatsanwaltschaft wollte sich auf Anfrage mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht äußern. Eine Reihe von Indizien spricht jedoch dafür. Zunächst einmal wurden keine E-Mails von “Staatsstreichorchester” mehr verschickt, seitdem Emil A. festgenommen wurde. Die letzte datiert auf den 28. April. Das könnte natürlich Zufall sein, doch es gibt weitere Indizien. Die Mailadresse, die bei der Erpressung des NHS verwendet wurde, weist Bezüge zum deutschen Rechtsextremismus auf: combat18@xxx. “Combat 18” ist eine rechtsextremistische Vereinigung, die im Januar vom Bundesinnenministerium verboten wurde. Mitte Februar hatten unter anderem ein Rechtsanwalt sowie der Deutsche Richterbund eine Drohmail erhalten, die mit “Staatsstreichorchester” und “Combat 18” unterschrieben war. (…) Wer auch immer hinter den “Staatsstreichorchester”-Drohungen steht, verstand es hingegen, Spuren zu verwischen. So gut, dass die Ermittler bis zuletzt niemanden ausfindig machen konnten. Auch wurden bei der Durchsuchung der Wohnung von Emil A. keine Hinweise auf eine rechtsextremistische Gesinnung gefunden. Ganz im Unterschied zu André M., dem mutmaßlichen Komplizen von “Staatsstreichorchester”, der in Schleswig-Holstein verhaftet wurde, und in dessen Wohnung NS-Devotionalien gefunden worden waren. Seit April wird ihm in Berlin der Prozess gemacht – das Urteil steht unmittelbar bevor. Mutmaßlich von ihm verfasste Droh-Mails waren mit “Nationalsozialistische Offensive” unterschrieben, die ebenfalls an Politiker, Journalisten und Prominente gerichtet waren.

via rbb: “Staatsstreichorchester” Sitzt Drahtzieher hinter Serie rechtsextremer Drohschreiben schon in U-Haft?

Two realities: Roma in the European Union and Roma in the Western Balkans in the eyes of the European Commission

The European Commission (EC) recently presented communications on two important policies which are both of relevance for the countries of the Western Balkans: the 2020 Enlargement Package and the new EU Roma Strategic Framework for Equality, Inclusion and Participation. The new EU Roma Strategic Framework for Equality, Inclusion and Participation calls upon the Member States to recognise the impact of antigypsyism (racism towards Roma) as the root cause of discrimination against and exclusion of Roma, and to step up the fight against it. The EC proposes a two-pronged approach when combatting antigypsyism: on the one hand, a stand-alone approach to the issue, and on the other, a cross-cutting approach in the priority sectors of education, employment, housing and health. The EC also emphasises that the new EU Roma Framework shall also apply to the countries in the accession process. The Commission admits that “many of the continent’s estimated 10-12 million Roma continue to face discrimination, antigypsyism and socioeconomic exclusion in their daily lives” and declares that the “fight against discrimination and antigypsyism should be a key objective and cross‑cutting priority in each policy area, complementing the inclusion approach”. These are important developments, but when it comes to the situation in the Western Balkan countries, more efforts are apparently necessary to achieve this understanding. While Roma in the European Union face widespread antigypsyism and, consequently, discrimination and social exclusion, the European Commission’s progress reports for the Western Balkan countries hardly refer to antigypsyism or discrimination against Roma, despite referring to the status of Roma on several occasions. These progress reports seem to be caught in the tradition of previous ones, ignoring the impact of antigypsyism and discrimination on the actual situation in which Roma persons find themselves..Although the manifestations of antigypsyism may differ from country to country, it exists all over Europe, including in the countries of the Western Balkans. Hate speech and hate crimes are its most visible manifestations. Further expressions include discrimination in the labour market, in schools and in housing, and the overall negative attitudes towards Roma demonstrated in the results of the Balkan Barometer. But even the very limited implementation of Roma inclusion policies in the last two decades could be considered a manifestation of antigypsyism. (…) On the other hand, the “Economic and Investment Plan for the Western Balkans”, part of the 2020 Enlargement Package, specifically addresses Roma and refers to the new EU Roma Framework. The Communication emphasises that “the integration of Roma people into society by supporting their full participation in education and in the labour market is of particular importance and will be a key priority of the EU integration process”. In the new EU Roma Framework, the EC recognised the high NEET rate (not in employment, education or training) among Roma in the EU as a problem: it set the objective to cut the gap in the NEET rate by at least half. Currently the NEET rate among Roma in the EU is 62%, while it amounts to 10,1% among the general population. According to UNDP research, the NEET rate among Roma in the Western Balkans is between 73% (Serbia) and 86% (Bosnia and Herzegovina); the rate among Romani women goes as high as 81% (North Macedonia) and 93% (Montenegro). The reports of the European Commission, however, hardly pay attention to this issue.

via iranatimes: Two realities: Roma in the European Union and Roma in the Western Balkans in the eyes of the European Commission

Twitter Expands Hate Speech Rules to Include Race, Ethnicity and National Origin

Twitter said it had planned from the start to add new categories to the policy over time after testing to ensure they can be consistently enforced. Twitter on Wednesday expanded its policy barring hateful speech to include “language that dehumanises people on the basis of race, ethnicity and national origin,” it said in a statement. The company banned speech that dehumanises others based on religion or caste last year and updated the rule in March to add age, disability and disease to the list of protected categories. Civil rights group Color of Change, part of a coalition of advocacy organisations that have been pushing tech companies to reduce hate speech online, called the changes “essential concessions” following years of outside pressure. A Twitter spokeswoman said the company had planned from the start to add new categories to the policy over time after testing to ensure it can consistently enforce updated rules.

via ndtv: Twitter Expands Hate Speech Rules to Include Race, Ethnicity and National Origin

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Von <a class=”external text” href=”https://de.wikipedia.org/wiki/Twitter”>Twitter</a> – <a rel=”nofollow” class=”external free” href=”https://www.twitter.com”>http://www.twitter.com</a>, Logo, Link

Soziale Netzwerke – Erfolgreicher Rausschmiss – #deplatforming

Die sozialen Plattformen gehen verstärkt gegen Hass und Hetze von Rechtsextremisten vor. Doch wirkt das Sperren und Löschen? Eine neue Studie, die dem SPIEGEL vorliegt, sagt: Ja, aber es gibt Grenzen. Als YouTube und Twitter im Juli die Accounts von Martin Sellner sperrten, war der Rechtsextremist der »Identitären Bewegung« empört: »Grundlos und plötzlich« seien seine Kanäle weg gewesen, schrieb Sellner in einer Rundmail an seine Fans. »Selbstverständlich« aber werde er sich juristisch gegen die Sperrungen wehren – und bittet um Spenden. Bislang aber hat dieses sogenannte Deplatforming, also das Löschen und Sperren von Kanälen in sozialen Netzwerken, rechtlich Bestand. Und es ist erfolgreich, das Publikum des Rechtsextremen ist deutlich geschrumpft: »Den rund 144.000 Abonnentinnen auf Sellners gesperrtem YouTube-Kanal stehen etwa 16.900 Abonnentinnen auf der alternativen Videoplattform BitChute und 6300 Abonnent*innen auf der Streaming-Plattform DLive gegenüber.« Das haben zwei Forscherinnen und ein Forscher im Rahmen der Studie »Hate not found?! Das Deplatforming der extremen Rechten und seine Folgen« des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) aus Jena festgestellt. (…) Soziale Netzwerke sind zentral für die extreme Rechte und Verschwörungsideologen. Sie versuchen dort eine »Gegenkultur« zu etablieren, verbreiten Propaganda, mobilisieren ihre Anhänger und rekrutieren neue. Gerade während der Corona-Pandemie nimmt die Bedeutung der großen Plattformen und ihrer kleineren Alternativen noch einmal zu.

via spiegel: Soziale Netzwerke Erfolgreicher Rausschmiss

siehe auch: Unsere neue Studie zu Auswirkungen von Sperrungen in sozialen Medien auf rechtsextreme Strukturen. Hate not found?! Das Deplatforming der extremen Rechten und seine Folgen“ ist die erste systematische Studie zur Frage, wie sich Sperrungen von Profilen in den sozialen Medien auf die extreme Rechte im deutschsprachigen Raum auswirken. Die Ergebnisse werden am 11. Dezember auf einer digitalen Tagung „Hate not found ?!“ vorgestellt und live mit Expert*innen diskutiert. Forscher*innen des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) aus Jena analysierten systematisch Muster in Kommunikations- und Verhaltensweisen, wenn Plattformbetreiber ihre Gemeinschaftsstandards gegen rechtsextreme Hassakteure durchsetzen. „Unser Fokus lag auf der Klärung der Fragen, welche Einschränkungen Hassakteure durch Löschungen hinnehmen müssen, welche innovativen Umgänge sie entwickeln, um kommunikativ handlungsfähig zu bleiben, und wie sie ihre Mobilisierung in sozialen Medien neu ausrichten“, stellt Maik Fielitz, Co-Autor der Studie, heraus. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich Rechtsextreme von kommerziellen Plattformen abhängig gemacht haben und ihnen das Einschreiten der Betreiber erheblich schadet. Von 55 einflussreichen untersuchten Hassakteuren hatten 29 bereits digitale Plattformen verloren. Co-Autorin Karolin Schwarz erläutert: „Das Deplatforming zentraler rechtsextremer Akteure schränkt deren Mobilisierungskraft deutlich ein und nimmt ihnen eine zentrale Ressource, auf die ihre Inszenierungen abzielen: Aufmerksamkeit. In dieser Hinsicht lässt sich eindeutig sagen: Deplatforming wirkt.“; Deplatforming stört rechtsextreme Netzwerke nachhaltig. Nazis nutzen soziale Netzwerke, um ihren Hass so weit wie möglich zu streuen. Aber wenn Netzwerke sie nach Regelverstößen verbannen, verlieren sie ihre Reichsweite – und bekommen sie auch auf „Alternativplatformen“ nicht zurück. Eine neue Studie des IDZ belegt das stichhaltig.

Wenn Facebook/Instagram, Twitter oder Youtube/Google gegen rechtsextreme, menschenfeindliche und verschwörungsideologische Akteur*innen auf ihren Plattformen vorgehen – was die Netzwerke seit etwa drei Jahren stärker tun – beklagen diese ihr Schicksal lautstark und nutzen dabei gleich stärkste rhetorische Geschütze wie Zensur, Diktatur, Stasi oder das Ende der Meinungsfreiheit insgesamt. Und dass nur, weil sie sich nicht an die Regeln halten wollen, die das deutsche Strafrecht und die Community Guidelines der Netzwerke ihnen vorgeben – denn ohne Verstöße sperren die Netzwerke nicht. Der Grund für das tränenreiche Lamentieren ist allerdings handfest: Deplatforming verringert Reichweite, Einfluss und Verdienstmöglichkeiten. Wenn ein rechtsextremer Akteur gesperrt wird, wechselt er oft zu einer „alternativen“ Plattform. Nur: Die vorgeblichen Fans komme nicht mit.
Dies zeigt nun ausführlich die neue Studie zu Auswirkungen von Sperrungen in sozialen Medien auf rechtsextreme Strukturen des Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena. „Hate not found?! Das Deplatforming der extremen Rechten und seine Folgen“ von Maik Fielitz und Karolin Schwarz ist die erste systematische Studie zur Frage, wie sich Sperrungen von Profilen in den sozialen Medien auf die extreme Rechte im deutschsprachigen Raum auswirken. Forscher*innen des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) aus Jena analysierten systematisch Muster in Kommunikations- und Verhaltensweisen, wenn Plattformbetreiber ihre Gemeinschaftsstandards gegen rechtsextreme Hassakteure durchsetzen. „Unser Fokus lag auf der Klärung der Fragen, welche Einschränkungen Hassakteure durch Löschungen hinnehmen müssen, welche innovativen Umgänge sie entwickeln, um kommunikativ handlungsfähig zu bleiben, und wie sie ihre Mobilisierung in sozialen Medien neu ausrichten“, stellt Maik Fielitz, wissenschaftlicher Leiter der Studie, heraus. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich Rechtsextreme von kommerziellen Plattformen abhängig gemacht haben und ihnen das Einschreiten der Betreiber erheblich schadet. Von 55 einflussreichen untersuchten Hassakteuren hatten 29 bereits digitale Plattformen verloren. Studienautorin Karolin Schwarz erläutert: „Das Deplatforming zentraler rechtsextremer Akteure schränkt deren Mobilisierungskraft deutlich ein und nimmt ihnen eine zentrale Ressource, auf die ihre Inszenierungen abzielen: Aufmerksamkeit. In dieser Hinsicht lässt sich eindeutig sagen: Deplatforming wirkt.“ Die Studie stellt weiterhin fest, dass die Sperrungen Hassakteure nicht mehr überraschend oder unvorbereitet trifft. Es bildeten sich innovative Strategien des Umgangs heraus, die Handlungsfähigkeit signalisieren. Dazu identifiziert die Studie sechs Muster, um eine Sperrung zu vermeiden, zu umgehen oder auszugleichen: semantische Mimikry-Taktiken, (Audio-)Visualisierung der Propaganda, Schaffung von Fake-Accounts, Einsatz von Proxies, Ausweichen auf Alternativplattformen sowie Aufbau eigener digitaler Infrastrukturen.

studie hate not found?! (PDF)

Allein in München 14.000 Anzeigen wegen Corona-Verstößen

Seit Mitte April sind bei der Bußgeldstelle des Kreisverwaltungsreferats 14.000 Anzeigen zu “Corona-Verstößen” eingegangen. Sie kamen in den meisten Fällen von der Polizei. Die Stadt München hat dadurch Bußgelder in Millionenhöhe kassiert. Seit Mitte April sind bei der Bußgeldstelle des Münchner Kreisverwaltungsreferats 14.000 Anzeigen zu “Corona-Verstößen” eingegangen. In den meisten Fällen kamen sie von der Polizei, aber auch von Passanten oder Nachbarn. Am häufigsten ging es dabei um das “Verlassen der eigenen Wohnung ohne triftigen Grund” im ersten Teil-Lockdown, um das “Nichteinhalten der Kontaktbeschränkung” und das “Nichttragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in Einrichtungen des ÖPNV”. In diesen Fällen wurden jeweils 150 beziehungsweise 250 Euro Bußgeld fällig. 10.000 Euro und damit das bislang höchste Bußgeld musste ein Wirt zahlen – unter anderem wegen Verstoßes gegen die Maskenpflicht, einer “erheblichen Überschreitung” der zugelassenen Gäste und das “Nichteinhalten des Mindestabstands”. Insgesamt kamen rund 1,75 Millionen Euro Bußgeld in die Kasse und fließen nun in den allgemeinen Verwaltungshaushalt der Stadt ein. Bei Corona-Verstößen kann es von einem Bußgeld bis zu einer Gefängnisstrafe gehen. Viele Verfahren laufen noch.

via br: Allein in München 14.000 Anzeigen wegen Corona-Verstößen

https://twitter.com/BR_Oberbayern/status/1337459771914428417

Holger Gerlach und der #NSU in Niedersachsen – #terror

Holger Gerlach war einer der wichtigsten Unterstützer des NSU und einer der fünf Angeklagten im NSU-Prozess in München. Er ermöglichte dem NSU-Trio ein Leben im Untergrund, organisierte innerhalb der rechten Szene Unterstützung und transportierte mindestens eine Waffe für das Trio. Gerlach steht dabei für ein breites Netzwerk in Niedersachsen, welches direkt oder indirekt das Trio und ihr Handeln unterstützt hat. Holger Gerlach wurde 1974 in Jena geboren und wuchs dort auf. Zwischen 1988 und 1997 war er Mitglied des „Nationalen Widerstand Jena“ und somit Teil des „Thüringer Heimatschutz“ (THS), in welchem auch das NSU-Trio aktiv war, bevor es 1997 in den Untergrund ging. Gerlach lernte Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in den frühen 1990er-Jahren kennen. Fotos zeigen ihn unter anderem 1996 auf einer Neonazi-­Demonstration für den Kriegsverbrecher Rudolf Heß in Worms, dort trägt er mit Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Ralf Wohlleben eine schwarz-weiß-rote Fahne. 1997 zog Gerlach mit seiner Mutter nach Hannover-Bothfeld. Uwe Mundlos half bei dem Umzug. Bis 2010 arbeitete Gerlach als Lagerist und war unter anderem Mitglied im Betriebsrat. Im Jahr 2009 zog er mit seiner Freundin in das an die Region Hannover grenzende Lauenau im Landkreis Schaumburg. In Hannover nahm er weiterhin an Demonstrationen und Aktionen der örtlichen Neonazi-Szene teil und hatte Kontakt zu „Blood & Honour“-­Kreisen. Außerdem gehörte er der Kameradschaftsszene an und war z.B. Teil der hannoverschen „Kameradschaft Verena“, einer insofern bedeutenden Kameradschaft, als dass sie von einer Frau, Verena J., geführt und nach ihr benannt wurde. Gerlach besuchte im gesamten Bundesgebiet Neonazi-Demonstrationen, so unter anderem 2003 in Neumünster und Wunsiedel gegen die sog. „Wehrmachtsausstellung“, im Jahr 2005 den sogenannten „Trauermarsch“ in Magdeburg. Er selbst gab an sich ab 2004 von der rechten Szene gelöst und anschließend nur noch vereinzelt, auf freundschaftlicher Ebene bestehenden Kontakt zu „alten Kameraden“ gehabt zu haben. Später behauptete er erst ab Ende 2011 wieder vermehrt den Kontakt zur rechten Szene in Hannover gesucht zu haben. Er wurde jedoch auch zwischen den Jahren 2004 und 2011 auf Neonazi-­Demonstrationen und -Aktionen gesehen. So demonstrierte er 2005 zusammen mit dem regionalem Neonazi-­Aktivisten Marc-­Oliver M. in Magdeburg anlässlich der Bombardierung der Stadt im zweiten Weltkrieg. Im Mai des gleichen Jahres reiste er mit Marc-Oliver M. nach Berlin, um an einer Demonstration der NPD-Jugendorganisation teilzunehmen. Einen Monat später demonstrierte er mit Neonazis in Braunschweig. Fotos zeigen ihn in einer Gruppe von Neonazis der „Kame­radschaft Weserbergland“. Im Dezember 2005 provozierte Gerlach zusammen mit Marc-Oliver M. am Rand einer Schüler_innen-Demo gegen rechte Gewalt in Garbsen und wurde von Antifaschist_innen verjagt. Noch kurz vor seiner Festnahme, am 25. Oktober 2011 begleiteten er und der Neonazi-Aktivist Sebastian W. (Garbsen) ihren gemeinsamen Freund Marc-Oliver M. zu einem Prozess am Amtsgericht Hannover gegen Antifaschist_innen, weil dieser „Stress mit Linken“ befürchtete. Im Prozess ging es um einen Angriff sechs Jahre zuvor.
Die wohl wichtigsten bekannten NSU-Unter­stützungsaktionen von Holger Gerlach waren die Beschaffung bzw. Bereitstellung eines Führerscheins, eines Personalausweises und einer AOK-Krankenkassenkarte. Bereits zwei Jahre nach Gerlachs Umzug nach Hannover wurde er von Ralf Wohlleben angesprochen und um Unterstützung für das Trio gebeten. Wohlleben und er kannten sich aus der gemeinsamen Zeit im „Thüringer Heimatschutz“. Gerlach gab Wohlleben 3.000 DM für den NSU. Auf der Hochzeit des führenden Neonazis Thorsten Heise mit Nadine Q. im Juni 1999 in Northeim soll er mit Heise über Möglichkeiten einer Flucht des Trios nach Südafrika gesprochen haben. Kontakte gab es vermutlich schon vorher. Gerlach soll z.B. zum Kreis der Jenaer RechtsRock-Band „Vergeltung“ gezählt haben, die auf einem der sog. „Northeim-Sampler“ von Heise veröffentlicht wurde. Das Vorgespräch mit Heise zur Unterstützung des NSU führte schließlich ein anderer Gast: Tino Brandt, Führer der damaligen Kameradschaft von Gerlach, Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe in der Vergangenheit. Tino Brandt war zu diesem Zeitpunkt bereits V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes. Im Jahr 2007 fand das BKA bei einer Razzia auf Heises Grundstück im Eichsfeld mehrere Kassetten aus einem Diktiergerät, die das Gespräch zwischen den beiden und den Inhalt dokumentieren. Nachdem Brandt vorgefühlt hatte, sprach Gerlach mit dem Bräutigam über mögliche Optionen. Zwischen Sommer 2000 und Ende Juni 2001, kurz vor dem ersten Mord des NSU, entwickelte Gerlach eine Briefreundschaft zum damaligen Zeitpunkt im Gefängnis sitzenden Thorsten Heise. Rund ein Dutzend Briefe gingen durch die Kontrolle der Anstalt. In den Vernehmungen erinnerte sich Gerlach später zumindest an zwei weitere Treffen mit Heise. Eins im Auftrag von Wohlleben, ein weiteres im Auftrag von Brandt. Ungefähr 1999 soll Heise ihm dann eine Telefonnummer in Südafrika als Kontakt gegeben haben. Thorsten Heise wiederum erinnerte sich in seiner Vernehmung später weder an Gerlach, noch an die Treffen mit ihm.

via aib: Holger Gerlach und der NSU in Niedersachsen