Die Berliner Schulaufsicht prüft nach Informationen von rbb24 Recherche den ersten Fall eines Lehrers, der öffentlich Corona leugnet. Er bezeichnet Masken als “moderne Hakenkreuze”. Schüler wollen seinen Unterricht boykottieren. Rüdiger Borrmann stellt sich am besten selbst vor. “Mein Name ist Borrmann. Ich bin Lehrer. Ich habe eine besondere Verantwortung für das, was gerade passiert. Und ich glaube, wir sehen gerade einen Demokratie-Notstand”, sagt der Berufsschullehrer mit sonorer Stimme in einem seiner zahlreichen Youtube-Videos, die er seit dem Lockdown im Frühjahr in hoher Frequenz für einen eigenen Kanal produziert. In dem Video spricht er von “Medial geschürter Massenhysterie, Willkür der politischen Entscheidungen, massiver Einschränkung der Grundrechte” und von “Zensur der Meinungsfreiheit”. An einem Oberstufenzentrum (OSZ KIM) im Berliner Ortsteil Wedding unterrichtet der gelernte Elektroingenieur Auszubildende in technischen Medienberufen im Umgang mit dem Internet. Die Schule hat ein strenges Hygienekonzept, um nach dem Lockdown im vergangenen Schuljahr wieder Schüler in ihren Räumen in der Osloer Straße unterrichten zu können. Maskenpflicht inklusive. Aber Borrmann hält nichts davon. “Maske tragen ist dumm! Maske tragen ist ein absolutes No-Go! Und in einer Situation, in der wir uns gerade befinden, ist es noch dümmer”, sagt er in einem seiner Videos, in dem er Corona gänzlich leugnet. “Es gibt hier weit und breit keinen Virus. Vor was wollen Sie sich schützen”, sagt er, und erklärt die Maske zum “modernen Hakenkreuz”. (…) Aus Sorge um ihre Gesundheit, und weil sie sich von ihm unzulässig politisch beeinflusst sehen, haben sich gleich mehrere Schüler schriftlich an die Schulleitung gewandt, in Briefen und verschiedenen E-Mails, die rbb24 Recherche vorliegen. Ebenso gibt es Beschwerden an die “Schulaufsicht berufliche Schulen” bei der Berliner Senatsverwaltung. Bislang blieb der Schülerprotest aus ihrer Sicht folgenlos, berichten sieben Schüler aus drei unterschiedlichen Klassen im Interview. Die Schüler möchten aus Angst vor schulischen Konsequenzen anonym bleiben. Der Redaktion sind ihre Namen bekannt. Ihr wesentliches Anliegen ist, dass ihr Lehrer sein Verhalten ändert. Einzelne Schüler sind der Meinung, dass er gar nicht mehr unterrichten dürfe. “Bei uns gab’s den Kommentar: ‘Ihre Masken müssen Sie nicht tragen, denn Corona gibt’s im Sommer ja gar nicht'”, berichtet ein Schüler über Rüdiger Borrmann. “Das sind Kommentare, die ich auch in großem Maße gefährlich finde.” Eine Schülerin berichtet, dass Rüdiger Borrmann von seinem Sohn erzählt habe, mit dem er zusammen lebe, und der positiv getestet worden sei. “Dabei hat er sich darüber lustig gemacht, dass man ja nicht so laut reden sollte, weil er dann zu viele Aerosole im Raum verteilt. Und falls wir zufälligerweise schwerkranke Eltern haben, dann ist es nicht zu schlimm. Das ist ja nur eine Grippe.” (…) Die Senatsbildungsverwaltung teilte dem rbb am Donnerstag mit, sie könne sich zwar zu einzelnen Personalangelegenheiten nicht äußern, dulde jedoch nicht, “dass Hygienemaßnahmen an Schulen unterlaufen werden.” Es gäbe zudem klare und verbindliche Regelungen, die alle einzuhalten haben. Man werde es auch nicht hinnehmen, “wenn Lehrkräfte sich über diese Regelungen hinwegsetzen”. Allgemein gelte: “Wenn die Senatsbildungsverwaltung von problematischen Fällen Kenntnis erlangt, lässt sie das dienstrechtlich prüfen. So haben wir das auch in der Vergangenheit gehandhabt.” Nach rbb-Informationen wurde eine “dienstrechtliche Prüfung” gegen den Berufsschullehrer eingeleitet.
via rbb: Berufsschullehrer an Berliner OSZ Ein Corona-Leugner macht Schule