Nach dem Feuer im EU-Flüchtlingslager Moria auf Lesbos sind fast 12.000 Menschen obdachlos. Einige von ihnen sind an Corona erkrankt. Evakuiert die EU die Insel? Erst als am Mittwochmorgen über Lesbos die Sonne aufgeht, wird sichtbar, was von Europas größtem Flüchtlingslager übrig geblieben ist. Auf Bildern und Videos aus dem Camp Moria sind verbrannte Zelte zu erkennen. Verkohlte Baumstümpfe ragen aus dem Boden, im Hintergrund steigt weißer Rauch auf. Ein Brand hat in der Nacht zu Mittwoch große Teile des Flüchtlingslagers Moria zerstört. Stundenlang stand das Camp fast vollständig in Flammen. Flüchtlinge flohen aus ihren Zelten und Verschlägen. Viele versteckten sich am Hang des Olivenhains, der das Lager umschließt oder flohen auf die Straßen, die vom Camp wegführen. Mehr als 12.600 Menschen sind nun obdachlos. Noch gibt es keine offiziellen Angaben zu Toten oder Verletzten, bis jetzt haben auch Polizei und Feuerwehr keine entsprechenden Berichte von den Flüchtlingen erhalten. Nach SPIEGEL-Informationen verbrannten rund 70 Prozent der Zelte, Verschläge und Container. Darunter sind Teile des offiziellen, mit einem Zaun gesicherten Lagers, aber auch viele Zonen des wilden Camps links und rechts vom Zaun. Eine Gesundheitsstation, finanziert von der niederländischen Regierung und gerade erst eingeweiht, brannte ebenfalls ab. (…) Nach dem Brand müssen die griechischen Behörden nun mehr als 12.000 Geflüchtete unterbringen. Noch ist völlig unklar, wo sie schlafen sollen. Lesbos hat nur 86.000 Einwohner. Auf der Insel wurde der Ausnahmezustand verhängt, zusätzliche Polizeieinheiten sind auf dem Weg. Am Mittwochmittag blockierte die Polizei eine Karawane von Geflüchteten, die versucht hatten, die Hauptstadt Mytilini zu erreichen. (…) In den nächsten Tagen könnten zudem Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Anwohnern drohen. In den vergangenen Wochen berichteten Geflüchtete mehrmals über Angriffe von Rechtsradikalen auf das Camp. Auch Nichtregierungsorganisationen werden immer wieder zum Ziel der Angriffe. In der Nacht, während das Feuer noch loderte, wurden fünf Freiwillige verschiedener Hilfsorganisationen attackiert. “Wir waren auf dem Weg zum Camp, um zu helfen, als uns rund zwanzig Männer mit Schlagstöcken angegriffen haben”, sagt Romy Bornscheuer. Sie arbeitet bei der Organisation “Europeans for Humanity”. Die Männer hätten das Auto umstellt und Steine durch die Scheiben geworfen. Die Gruppe sei schließlich zu Fuß geflüchtet. “Eine Dreiviertelstunde haben wir uns versteckt, direkt neben dem Feuer.”

via spiegel: Großbrand im Lager Moria auf Lesbos Desaster mit Ansage