Sexistische Kommentare und Protzgehabe: Seitdem die AfD in den Bundestag eingezogen ist, hat sich das Klima für Frauen verändert, sagen Politikerinnen und Mitarbeiterinnen im Parlament. Business Insider hat mit 15 weiblichen Abgeordneten, einem Abgeordneten und drei Mitarbeiterinnen im Bundestag darüber gesprochen. „Der Ton ist definitiv ordinärer geworden“, sagt etwa die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Auch wenn die Szene eineinhalb Jahre her ist, lässt sie die Bundestagsabgeordnete nicht los: „Ich wollte den Ausschussraum verlassen. Doch vier Mitarbeiter der AfD und eine AfD-Abgeordnete haben sich so postiert, dass es mir schwerfiel, durchzukommen“, erzählt sie. „Ich habe mich bedroht gefühlt.“ (…) Die Szene zeigt, warum Sexismus oft unsichtbar bleibt. Die Situationen passieren oft nicht in öffentlichen Räumen, es gibt wenige oder gar keine Zeugen und viele Frauen beschweren sich nicht. Diese Fälle liegen auch nicht im Bereich von sexuellen Übergriffen. Für manche mag die beschriebene Szene harmlos wirken, für die Frau ist sie es nicht. Viele Frauen erzählen, dass sich die Stimmung im Bundestag verändert hat, seit die AfD dort vertreten ist. „Der Ton ist definitiv ordinärer geworden“, erzählt Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Abgeordnete der FDP. Ihr sei aufgefallen, dass sich die AfD im Plenum gerne respektlos Parlamentarierinnen gegenüber äußere. Business Insider hat mit 15 weiblichen Abgeordneten und drei Mitarbeiterinnen von SPD, Grünen, FDP, CDU und Linkspartei gesprochen. Sie berichten, es gebe vermehrt frauenfeindliche Äußerungen, sexistische Kommentare, Räuspern an unpassenden Stellen, Kichern und anzüglichen Blicke. Viele Frauen sähen inzwischen darüber hinweg oder hätten sich daran gewöhnt. Zwar gebe es auch in anderen Fraktionen Sexismus, doch über keine andere gibt es so viele Beschwerden wie über die AfD. (…) Sie berichtet von einer Situation aus dem Jahr 2018, die ihren Anfang im Netz nahm. Damals wurde der AfD-Abgeordnete Stephan Brandner Vorsitzender des Rechtsausschusses und löste Künast ab. Zum Amtsantritt twitterte Brandner ein Foto. Künast zufolge war darauf eine junge, blonde Frau im roten Kostüm zu sehen. Neben ihr saß Brandner. Auch im Bild: Künasts Namensschild. Darunter schrieb er wohl: „Das alte Verbrauchte muss gehen. Das neue Knackige kommt.“ Heute sagt Künast dazu: „In Brandners Tweet wurde ich nicht nur beleidigt, sondern die Frau wird zum Objekt degradiert in jeglicher Hinsicht.“ Künast nennt das „eine eklige Doppelbödigkeit“. Als Brandner die Grünen-Abgeordnete später im Reichstag traf, sprach Künast ihn darauf an. Eine Entschuldigung habe es nicht gegeben. Mittlerweile ist der Tweet nicht mehr im Netz auffindbar.
via businessinsider: Sexismus in der Politik: Warum sich Frauen im Bundestag von der AfD eingeschüchtert fühlen