Erika Steinbach will für ihre Desiderius-Erasmus-Stiftung staatliche Förderungen in Millionenhöhe. Das Innenministerium prüft aktuell mögliche verfassungsfeindliche Prägungen. Eine Feier könnte für sie zum Problem werden. Bislang erhält die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES) keine Gelder aus staatlichen Quellen. Erika Steinbach will das ändern: Als Chefin der Stiftung hat sie Mittel beantragt, es könnte um Dutzende Millionen Euro gehen. Das Bundesinnenministerium prüft die staatlichen Förderungen derzeit anhand des Stiftungsfinanzierungsgesetzes. Um sie zu bekommen, müssen Stiftungen »aktiv« für die freiheitlich demokratische Grundordnung eintreten. Außerdem darf die »politische Grundströmung, die der Stiftung zuzuordnen ist«, keine verfassungsfeindliche Prägung haben. Damit ist etwa die AfD gemeint. Eine Recherche von »Correctiv« könnte nun zusätzlich zum Problem für die DES werden. Das Medienhaus veröffentlichte Fotos, die Steinbach mit dem Rechtsextremisten Gernot Mörig zeigen. Mörig war einer der Initiatoren des Potsdamer Treffens , an dem Funktionäre der AfD sowie Personen aus CDU-Kreisen teilnahmen. Der frühere Kopf der »Identitären Bewegung« in Österreich, Martin Sellner, hatte bestätigt, dass er bei dem Treffen in Potsdam über »Remigration« gesprochen habe. Mit dem rechtsextremen Kampfbegriff ist massenhaftes Abschieben sowie das Verdrängen von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland gemeint. Das Treffen mit Steinbach, an dem auch der extrem rechte Publizist Roland Tichy sowie ein ungenannter, vermögender Unternehmer teilnahmen, könnte mit dazu führen, dass die Stiftung auch in diesem Jahr keine staatlichen Zuschüsse bekommt. »Wenn sich erwiesene Nazi-Kader mit der Vorsitzenden der Desiderius-Erasmus-Stiftung treffen, ist das nicht privat«, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh »Correctiv« . Und: »Verfassungsfeinde und ihnen nahestehende Organisationen dürfen nicht mit Steuergeldern gefördert werden.« Ohnehin werden mehrere Vorstandsmitglieder und Referenten der Stiftung im Gutachten des Verfassungsschutzes zur Hochstufung der AfD als »gesichert rechtsextremistische Bestrebung« mit rassistischen und völkischen Äußerungen zitiert. Wird der Antrag auf Förderung abgelehnt, dürfte die AfD dagegen juristisch vorgehen.
via spiegel: Laut »Correctiv«-Bericht Chefin von AfD-naher Stiftung trifft bekannten Rechtsextremen
siehe auch: AfD-Parteistiftung will Steuergeld – aber pflegt Kontakte zur extremen Rechten Die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung hat beim Bundesinnenministerium erstmals finanzielle Förderung beantragt. Nun zeigen aktuelle Fotos einen bekannten Rechtsradikalen bei der Stiftungschefin. Fachleute sehen weitere Gründe, woran der Antrag scheitern könnte. Alles steht bereit für diese Gartenparty am 18. Mai. Silberne Kaffeekannen auf Stehtischen mit weißem Überzug, auch ein paar Sektgläser sind fein säuberlich aufgereiht. Erika Steinbach, die Vorsitzende der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung und ehemalige Bundestagsabgeordnete, hat nach Frankfurt-Eckenheim eingeladen. Konzert in ihrem Privathaus. Unter ihren Gästen: ein Schuh-Unternehmer, ein rechts-libertärer Publizist und ein bekannter Rechtsradikaler. Eineinhalb Monate zuvor, am 2. April, hat Steinbach einen Antrag beim Bundesinnenministerium (BMI) eingereicht, um Geld für die Desiderius-Erasmus-Stiftung zu bekommen. Ihren Schätzungen nach soll es dabei für das laufende Jahr um etwa 17 bis 18 Millionen Euro gehen. (…) Die AfD ist zum dritten Mal in den Bundestag gewählt worden, hat deshalb nun Anspruch auf staatliche Finanzierung für ihre Stiftung – genau wie die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU oder die Rosa-Luxemburg-Stiftung der Linkspartei. Ein Anspruch entfällt, wenn Personen, die „verfassungsfeindliche Bestrebungen“ verfolgen, in einer Weise tätig sind, dass sie die inhaltliche Arbeit der Stiftung wesentlich beeinflussen können. Das Konzert ist vorbei, es wird lange geklatscht. Um zu verhindern, dass Verfassungsfeinde staatlich finanziert werden, hat der Bundestag im Jahr 2023 neue Regeln für politische Stiftungen aufgestellt: Sollte beispielsweise die „politische Grundströmung, die der Stiftung zuzuordnen ist“, verfassungsfeindlich geprägt sein, so müsste die Finanzierung abgelehnt werden. Das ist weit gefasst – es geht wohl um das Umfeld der Stiftung, um Medien, die ihr nahestehen, und um die Zielgruppe ihrer Veranstaltungen. Stiftungschefin Erika Steinbach macht die Tür zum Garten auf, die Gäste treten heraus. Darunter Roland Tichy, ein Publizist, ein vermögender Schuhhändler. Und: Gernot Mörig, ein Rechtsradikaler. Gernot Mörig ist einer der zentralen Köpfe im rechtsradikalen Vorfeld der AfD. Er gilt als Vernetzer und Geldbeschaffer der rechtsradikalen Szene und wurde zuletzt bundesweit durch die CORRECTIV-Recherche Geheimplan gegen Deutschland bekannt. Im November 2023 lud der ehemalige Zahnarzt aus Düsseldorf den rechtsradikalen Vordenker Martin Sellner in das Landhaus Adlon nahe Potsdam, bei dem hochrangige AfD-Funktionäre, Rechtsextreme sowie Unternehmer und CDU-Mitglieder das Konzept der sogenannten „Remigration“ diskutiert haben.