Künftig wird beim Borkumer Fest auf das Schlagen von Frauen verzichtet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen einen Täter und gegen die Polizei. Er gilt als höchster Feiertag auf Borkum: Seit über einem Jahrhundert wird das Klaasohm-Fest am 5. Dezember gefeiert. An diesem Tag verkleiden sich sieben Männer als winterliche Fabelwesen, geschmückt mit Tierpelzen und Möwenfedern. Ihr Ziel: Frauen mit Kuhhörnern auf den Po hauen. Abends versammeln sich Tausende in der Innenstadt, kehren in Kneipen ein und treffen sich nach der Frauenjagd um der Litfaßsäule im Ortskern. (…) Doch in diesem Jahr wird das Fest etwas anders ausfallen. Nach NDR-Recherchen und bundesweiter Empörung gelobt der veranstaltende Verein, Borkumer Jungens (VBJ), die Gewalt gegen Frauen nun zu unterlassen. „Wir als Gemeinschaft haben uns klar dazu entschieden, diesen Aspekt der Tradition hinter uns zu lassen.“ Man wolle sich nun auf das festlegen, was das Fest wirklich ausmacht: „den Zusammenhalt der Insulanerinnen und Insulaner“, teilte der Verein mit (…) Jetzt hat das Ganze auch juristische Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft Aurich teilte der taz auf Anfrage mit, nun in einem „Verfahren gegen unbekannte Täterschaft im Zusammenhang mit dem VBJ wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung“ zu ermitteln.Eigentlich müssen Behörden und Beamte des Polizeidienstes Straftaten ermitteln, dafür braucht es auch keine Anzeigen von mutmaßlichen Opfern. Die Polizei Borkum muss von Amts wegen ermitteln, weil das Schlagen mit dem Kuhhorn als Traditionspraxis der Polizeistation auf der Insel wohl bekannt ist. Falls die Polizei nicht ermittelt, stellt es nach Paragraf 258 StGB eine Strafvereitelung – nach Paragraf 258 a gar eine Strafvereitelung im Amt – dar. Die Freiheitsstrafe dafür beläuft sich auf sechs Monate bis zu fünf Jahren. Da die Schläge mit einer Waffe – dem Kuhhorn – besonders starke Verletzungen verursachen können, ist diese Praxis, eine schwere Körperverletzung, die erst nach 20 bis 30 Jahren verjährt. Die Polizei auf Borkum muss also alle Klaasohm-Feste der vergangenen Jahrzehnte aufarbeiten, was für die kleine Inselpolizei, die der Polizei Leer/Emden unterstellt ist, eine Mammutaufgabe wird. Ein Verfahren gegen den Bürgermeister, Jürgen Akkermann (parteilos), ebenfalls wegen Strafvereitelung im Amt, werde noch geprüft

via taz: Nach Recherchen zum Klaasohm-Fest Ab jetzt Party ohne Prügel

Künftig wird beim Borkumer Fest auf das Schlagen von Frauen verzichtet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen einen Täter und gegen die Polizei.

taz (@taz.de) 2024-12-05T16:39:38.870Z
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